Kiezmenschen

Kiezmenschen

Auf 'ne Buddel ...

Transkript

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00:00:02: Keatsmenschen, der Podcast zur Serie der Hamburger Morgenpost.

00:00:05: Unterstützt werden wir von kultkeatstouren.de.

00:00:08: Kultkeatstouren will mit uns auch die Geschichten der Menschen erzählen, die St.

00:00:11: Pauli ausmachen, aber in der Öffentlichkeit zu kurz kommen.

00:00:14: Viele der Geits sind übrigens auch Keatsmenschen und waren schon selbst bei uns im Podcast zur Gast.

00:00:18: Wer genau findet ihr auf kultkeatstouren.de.

00:00:22: Hallo, ich bin Wiebke Bromberg und heute mit meinem Kollegen Marius Rörber Annette Kaiser, die als Sozialarbeiterin des Kaffee mit Herz auf dem Kiez unterwegs ist und sich um obdachlose Menschen kümmert.

00:00:34: Hallo, liebe Annette.

00:00:35: Hallo Wiebke, Hallo Marius.

00:00:37: Schön, dass wir bei dir sein dürfen, weil... Ich hab schon in den letzten Tagen gemerkt, bei dir ist richtig, richtig was los.

00:00:45: Ich hab dich kaum erreichen können.

00:00:47: Du hast vor Notfallen gesprochen.

00:00:49: Und jetzt gerade hatten wir hier schon wieder eine Situation.

00:00:52: Gerade angekommen hier, da musstest du schon wieder weg.

00:00:55: Kannst du das einmal

00:00:56: kurz

00:00:57: beschreiben, was gerade passiert ist?

00:00:59: Du meinst den aktuellen Vorfall jetzt?

00:01:01: Ja,

00:01:01: jetzt gerade eben,

00:01:02: falls

00:01:02: wir loslegen wollen.

00:01:04: Naja, es ist hier so im Café, dass man nicht so richtig, sag ich mal ... Bestimmen kann wann zeitlich was passiert.

00:01:10: Hier ist immer was los.

00:01:11: Hier kommen immer viele Leute und Leute, die Not sind, die kommen natürlich in letzter Sekunde oder kommen dann, wenn die Not am größten ist.

00:01:17: Die Frau, die wir jetzt gerade getroffen haben, die ist wohl schon längere Zeit in sehr nassen Schuhen rumgelaufen.

00:01:22: Das heißt, die Füße waren völlig aufgeweicht, die Haut hat sich schon gepält.

00:01:26: Sie konnte einfach nicht mehr gut gehen, hat große Schmerzen gehabt, brauchte Schuhe, die sie entlasten, die nicht drücken auf die vielen Blasen, die sie hatte.

00:01:33: Und da habe ich sie jetzt eben noch schnell in die Krankenstube gebracht.

00:01:36: Da ist rund um die Uhr jemand da.

00:01:37: der auch solchen Menschen helfen kann, der die verarzen kann, sodass die Füße zumindest so eingepackt werden oder verpflastert werden, dass man auch wieder in trockene Schuhe reinsteigen kann.

00:01:48: Aber ja auch besonders, also die Situation war schon besonders, weil die Frau gar nicht um Hilfe gebeten hat, die saß auf der Toilette und hat ... eigentlich geweint.

00:01:57: Ja, das stimmt.

00:01:57: Sie hat gewimmert und so.

00:01:58: Es gab ja dann auch den Hinweis freundlicherweise sogar von dir.

00:02:02: Du hattest das ja gehört und wir fragen dann schon

00:02:04: nach.

00:02:07: Wir fragen dann schon nach.

00:02:08: Also manchmal ist es so, dass die Leute auch Hilfe annehmen oder manchmal eben auch nicht.

00:02:12: Also vieles ist auch mit Scham behaftet so.

00:02:14: Aber in der Situation war es natürlich so, dass die Frau ganz klar Hilfe wollte, auch weil sie sonst alleine gar nicht mehr weitergekommen wäre.

00:02:22: Ja, fürchterlich.

00:02:23: Also, echt hier wird man mit Dingen konfrontiert.

00:02:26: Also, hier ist immer was los und es sind auch ganz, ganz viele lustige Momente.

00:02:30: Gerade hat mir schon eine ihren Po entgegen gestreckt, eine Besucherin.

00:02:34: Es sind ja wirklich skurrilste Momente, die man hier erlebt.

00:02:37: Ich bin ja schon häufiger hier gewesen und wirklich auch lustig.

00:02:41: Und man hat auch Spaß zusammen, aber natürlich auch ganz, ganz großes Elend.

00:02:47: Ja, also wir haben hier alles, wir lachen viel mit unseren Gästen und ich glaube für unsere Gäste ist es auch so, dass das hier für die so ein Stück Heimat ist.

00:02:53: Die sind gerne hier im Café, die halten sich hier gerne auf.

00:02:56: Die finden es immer richtig blöd, wenn wir mal Schließtage haben und viele schlafen ja auch vor dem Café, weil das für sie in irgendeiner Form so ein Art Schutzort ist.

00:03:05: Das sagen sie uns tatsächlich auch.

00:03:07: Ja, und wir merken eben auch, dass es mit Humor am allerbesten geht.

00:03:10: Also alle haben natürlich ein schlimmes Schicksal und wir können auch manchmal gar nicht weiterhelfen, aber wir versuchen... einfach den Leuten so einen Raum zu geben, wo sie sich aussprechen können, wo man mal zusammen lachen kann, mal auf andere Gedanken kommen kann und das wird gut angenommen von unseren Gästen.

00:03:25: Ja, was waren das jetzt für Notfälle, so die letzten Tage, die dich so beschäftigt haben?

00:03:34: Ich habe ja verschiedene Aufgabengebiete und zwei davon betrifft das jetzt tatsächlich.

00:03:38: wohnbegleitende Hilfen.

00:03:39: Also ich habe einen WG-Projekt hier in der Erichstraße.

00:03:42: Da ist es eben so, dass ein Gast sehr, sehr rückfällig geworden ist, also mit Multitoxensubstanzen.

00:03:48: Und da war immer viel los mit Rettungswagen, mit Polizei, bis man ihn dann dazu bewegen konnte, auch dann doch noch mal sich in den Entzug zu bewegen.

00:03:55: Und also fängt quasi wieder von vorne an, hatte schon lange wie Kind da sich, ist dann wieder rückfällig geworden komplett.

00:04:02: Und da gab es viel Aufregung, also da gab es viele Telefonate, viele motivierende Gespräche, natürlich auch Beschwerden von den Nachbarn, weil jemand, der eben konsumiert, der ist auch quasi völlig außer Kontrolle.

00:04:14: Also der hält sich auch nicht mehr an irgendwelche Regeln oder irgendwelche... Das heißt, man muss auch sehr viel vermitteln und gleichzeitig gucken, dass er sich eben nicht in eine Eigengeferdung begibt bzw.

00:04:25: in eine Fremdgefährdung.

00:04:26: Und das ist sehr, sehr auffällig.

00:04:28: Also das ist der eine Fall, der mich gerade auch noch sehr beschäftigt.

00:04:31: Und der zweite Fall ist ein Gast, der eigentlich einen sehr guten Weg genommen hat, den ich auf der Straße kennengelernt habe, der aber dann eine Wohnung gefunden hat mit einem eigenen Mietvertrag, auch eine Zeit lang hier im Café gearbeitet hat.

00:04:45: Auch man weiß es gar nicht genau sehr stark rückfällig geworden ist, ist wieder auf der Straße gelandet.

00:04:50: Also hat die Wohnung noch, hat sie aber nicht mehr genutzt, hat sich komplett zurückgezogen.

00:04:54: und als ich ihn nicht mehr gefunden habe oder nicht mehr erreichen konnte auf der Straße, habe ich mir Sorgen gemacht und habe Polizei und Feuerwehr alarmiert.

00:05:01: Wir haben die Wohnung aufgemacht und haben ihn quasi quasi in letzter Sekunde aus einer völlig verwahrlusten Wohnung gerettet.

00:05:08: Er ist jetzt im Krankenhaus und wird da versorgt.

00:05:10: Was hat er?

00:05:13: Er hat eben eine Suchterkrankung, also Alkohol ist die Grundlage, hat das lange sich gar nicht eingestanden und hat dann tatsächlich durch diesen starken Alkoholkonsum auch jetzt viele, viele sage ich mal.

00:05:25: Erkrankungen tatsächlich, also das ist alles noch im Untersuchungsprozess.

00:05:28: Kann Gott sei Dank im Krankenhaus bleiben, bis das alles geregelt ist.

00:05:30: Aber da habe ich viel Rennerei, weil die Wohnung ist in einem Zustand, die ist nicht mehr bewohnbar.

00:05:35: Da geht es jetzt darum, auch seitens des Vermieters, dass der Gast die Wohnung in Ordnung bringen muss.

00:05:40: Ansonsten wird er fristlos gekündigt.

00:05:42: Und da bin ich jetzt mit der Fachstelle im Kontakt Wohnungssicherung, mit dem Grundsicherungsamt.

00:05:47: Ich habe Kostenvorenschläge eingeholt von Tatortreinigern.

00:05:50: Also da geht es wirklich um Entrümpelungen, um Grundreinigungen, um Ungeziefer.

00:05:54: Beseitigung und er kann das natürlich nicht bezahlen.

00:05:57: Das heißt, da hat er jetzt mit meiner Hilfe einen Antrag formuliert für das Grundsicherungsamt, dass das die Kosten eben übernehmen soll.

00:06:05: Wir haben jetzt eine rechtliche Betreuung beantragt, haben diverse Sachen in die Wege geleitet, weil er das alleine nicht mehr schaffen wird.

00:06:11: Aber aus medizinischer Sicht könnte es sein, dass er in die Wohnung zurück kann und das ist natürlich immer das, was man am allermeisten versuchen muss.

00:06:19: Also wenn ein Mensch eine Wohnung hat, das ist das allerhöchste Gut, dann versucht man immer mit allen Mitteln, dass er diese Wohnung irgendwie halten kann.

00:06:26: Notfalls auch mit Hilfe, also Beantragung eines Pflegekrades mit ambulanten psychiatrischen Hilfen.

00:06:31: So was, alles wird dann in die Wege geleitet, aber damit er einfach auch wieder zurück kann.

00:06:36: und er möchte das auch gerne.

00:06:38: Okay, er möchte das auch gerne.

00:06:39: Er möchte es gerne, genau.

00:06:40: Aber das ist eben, das ist sehr viel Arbeit.

00:06:42: Und da sind viele Instanzen auch beschäftigt.

00:06:45: Also Fachstellen sind beschäftigt, der Sozialarbeiter im Krankenhaus.

00:06:48: Man muss sich sehr absprechen.

00:06:49: Und das ist dann manchmal schwierig, weil hier im Café ist ja auch viel los.

00:06:53: Sobald man unterwegs ist und die Leute einsehen, sprechen sie einen an.

00:06:56: Sie wollen halt schnacken oder sie haben Anliegen.

00:06:58: Dann ist offene Sozialberatung.

00:07:00: Und es ist manchmal gar nicht so einfach, sich so zu fokussieren und zu sagen, okay, ich habe zwar jetzt im Hintergrund, die und die und die Probleme zu lösen, aber jetzt bin ich gerade in der offenen Sozialberatung.

00:07:10: dann muss das andere jetzt auch mal zurückstehen.

00:07:12: Das ist manchmal nicht so einfach.

00:07:14: Emotional, wahrscheinlich ganz

00:07:16: schwierig,

00:07:16: ne?

00:07:16: Weil wir hatten früher immer so ein Standardspruch bei der Mopo.

00:07:21: Ja, mach mal locker, mach mal ruhig.

00:07:23: Das ist ja keine Operation am offenen Herzen.

00:07:26: Aber was du hier machst, ist halt eigentlich im übertragenden Sinne eine Operation am offenen Herzen.

00:07:31: Ja und nein.

00:07:32: Also es ist ja so, dass ich im Endeffekt sage ich mal ... Manche Leute kann ich nicht retten und ich kann sie immer nur insofern retten, insofern sie mitmachen.

00:07:42: Also es gibt einfach auch Situationen, da habe ich schon einen Plan und denke, das könnte ich möglich machen, das kann ich alles organisieren.

00:07:49: Aber dann ist der Gast noch gar nicht so weit, um damit zu machen, kann die Hilfe so gar nicht annehmen.

00:07:54: Und das ist dann relativ schwierig.

00:07:59: Und es gibt halt auch einfach so viele, ne?

00:08:01: Also, man muss sich immer klarmachen, alle kann man tatsächlich nicht retten.

00:08:05: Ich hab so ein Motto, was du kannst, mit dem, was du hast, wo immer du bist.

00:08:08: Und ich denke halt, okay, das versuche ich.

00:08:11: Und wenn's mir an einem Tag nicht gut gelungen ist, versuche ich's am nächsten Tag wieder neu.

00:08:15: Wie viele von deinen Schützlingen, sag ich mal, lehnen deine Hilfe ab?

00:08:24: Oh, auf der Straße dauert es sehr ... So prozentual, was würdest

00:08:27: du sagen?

00:08:29: Also auf der Straße, würde ich sagen, sind es schon so dreißig bis vierzig Prozent, die erstmal sehr, sehr vorsichtig sind.

00:08:34: Es ist einfach ein Prozess.

00:08:36: Also wenn ich anfange, die Leute kennenzulernen auf der Straße, dann ist es so, dass sie die Hilfe erstmal ablehnen.

00:08:41: Also dann würde ich sagen, habe ich so eine Quote von siebzig Prozent vielleicht.

00:08:45: Aber wenn die Leute merken, ich bin verlässlich, ich komme immer wieder, ich biete einfach nur einen Kaffee an oder ein offenes Ohr, dann ändert sich die Quote.

00:08:52: Aber das dauert schon so ein paar Wochen.

00:08:54: Dann würde ich sagen, es ist irgendwann bei fünfzig, fünfzig.

00:08:57: Und toll ist natürlich, wenn die Leute dann auch ins Kaffee kommen und die Sozialberatung nutzen.

00:09:04: Das ist dann schon klar.

00:09:05: Und das ist eigentlich auch das Ziel.

00:09:08: dass sie hierher kommen.

00:09:09: Die Leute

00:09:09: von der Straße ins Café zu loten, damit sie hier auch in einem geschützten Raum berichten können.

00:09:14: Am Anfang machen wir quasi Sozialberatung auf der Straße.

00:09:17: Wir suchen uns irgendeine Ecke, wo es erstmal darum geht, zu gucken, was hast du, was hast du nicht, was brauchst du, wie kann ich dir helfen.

00:09:23: Aber im Café können wir natürlich hier in Ruhe reden und viel vertrauter und die können auch mal vielleicht ein bisschen von ihrer Geschichte erzählen oder was sie sich vorstellen, wo sie perspektivisch hin wollen.

00:09:34: Da ist einfach viel mehr Zeit.

00:09:36: Na klar.

00:09:37: Und wie ist das für dich?

00:09:40: Schmerzt dich das?

00:09:42: Wenn du Menschen siehst, wo du denkst, okay, das ist wirklich aller, allerhöchste Eisenmann, dass dir geholfen wird.

00:09:49: Aber sie wollen es nicht.

00:09:50: Sie wollen es einfach nicht zulassen.

00:09:52: Also, am Anfang ist mir das ganz schön schwergefallen, weil ich das auch auf mich persönlich bezogen hab, weil ich gedacht hab, so, hey, ich hab das jetzt nicht geschafft, diesen Menschen irgendwie zu begleiten oder ihm zu helfen.

00:10:02: Inzwischen sehe ich das so, dass ich denke, ich weiß, ich versuch alles.

00:10:06: Und ich mach auch Kollegen auf den Menschen aufmerksam.

00:10:09: Wir sind auf der Straße sehr vernetzt.

00:10:10: Ich hab viele Kollegen, mit denen ich zusammenarbeite, mit denen ich mich austausche, wo ich sage, da ist jemand, könnt ihr mal gucken.

00:10:16: Also die Kollegen vom Kältebus, von der Visite-Sozial zum Beispiel.

00:10:20: Und wenn es gelingt.

00:10:22: dass zum Beispiel ein Kollege den Hinweis von mir hat und dann auf diesen Menschen zugeht und der Mensch beißt an und sagt, okay, ja, also jetzt kann ich Hilfe annehmen, dann ist das auch ein Erfolg.

00:10:31: Dann ist es so ein bisschen wie beim Fußballspiel, ich habe die Vorlage geliefert und mein Kollege schießt das Tor.

00:10:37: Und das finde ich auch gut.

00:10:39: Also kannst du da mittlerweile

00:10:40: umgehen?

00:10:41: Ja, ja.

00:10:43: Aber stelle ich mir auch schwierig vor.

00:10:44: Und wie ist das bei solchen Fällen wie die, die dich jetzt so umtreiben, wenn du ... Ja, schon viele Energie reingesteckt hast einfach und schon viele Monate lang Hilfe geleistet hast und dann diese Rückfälligkeit immer.

00:10:59: Wie ist das für dich?

00:11:01: Ja, also das ist im ersten Moment schon auch so was wie eine Enttäuschung, auch irgendwie so eine Wut, aber gar nicht so eine Wut auf den Gast, sondern auf diese scheiß Sucht.

00:11:09: Also auf die Sucht bin ich irgendwie wahnsinnig wütend, weil ich denke, die kriegt man nicht zu packen.

00:11:13: Also ich habe auch tatsächlich keine Idee.

00:11:15: Ich finde, das ist ... eine ganz, ganz schlimme Erkrankung und ich würde auch gerne noch mal... Eine Weiterbildung dazu machen, weil ich einfach das Gefühl habe, ich habe viel Erfahrung jetzt anhand meiner Gäste, aber ich habe viel zu wenig theoretisches Wissen.

00:11:30: Ich bin da sehr auch im Austausch mit Suchterapeuten.

00:11:33: Aber wie gesagt, auf die Sucht bin ich eigentlich dann am allermeisten wütend.

00:11:36: Und dann denke ich halt, okay, der Mensch ist krank, er kann nichts dafür.

00:11:41: Natürlich muss man auch manchmal Konsequenzen ziehen und härtere Worte finden, aber ich denke, okay.

00:11:47: Dann fangen wir halt zusammen wieder bei null an.

00:11:49: Also es geht einfach darum, so den an der Seite zu bleiben.

00:11:52: Aber auch nicht schneller zu sein als der Gast, nicht langsamer zu sein als der Gast, sondern zu gucken, was braucht der.

00:11:59: Und

00:12:00: wo gehst du

00:12:01: dann, wo gehst du mit deiner Wut dann hin?

00:12:04: Weil das sind die Gefühle, die man in sich trägt.

00:12:07: Wenn man den Schmerz in sich trägt, das gibt's hier wahrscheinlich nicht an der Haustür ab.

00:12:11: Nee, das

00:12:12: fiel ich nicht ab.

00:12:12: Fröhlich pfeifend.

00:12:14: Nee, da kann ich immer nur sagen, wir sind hier wirklich ... Also, AM Café mit Herz sind wir, finde ich, eine richtig tolle Mannschaft.

00:12:20: Ich hab eben mit meiner Kollegin Bianca oder auch mit Maike oder mit anderen Kollegen aus dem Ehrenamt, sag ich mal, da kann ich mich supertoll austauschen.

00:12:29: Natürlich nicht zu einem konkreten Fall, aber einfach so, was meine Gefühle anbelangt.

00:12:33: oder so finde ich da immer ein offenes Ohr.

00:12:36: Wir haben natürlich auch Supervision und fallbezogenen Austausch.

00:12:40: Würde ich dann auch machen mit meinen Kollegen von der Straßensozialarbeit.

00:12:44: Also wenn wir zum Beispiel gemeinsam einen Gast betreuen, dann tauschen wir uns natürlich auch zu dem Aus und überlegen gemeinsam, was können wir machen.

00:12:51: Also jetzt in dem Fall, wo die... wohnung völlig verwahrlust ist, ist es Gott sei Dank so, dass dort an der stelle auch sozialarbeiter vor Ort sind, da geht es um das trinitates wohnprojekt und die kollegen sind klasse, also die kann ich jeden tag anrufen kann sagen ich hätte jetzt die und die strategie.

00:13:06: was haltet ihr davon?

00:13:07: ich will jetzt das und das machen und die geben mir feedback und und dann zeigt sich halt immer wieder so zusammen wird es dann einfach richtig gut.

00:13:16: also dein ventil ist austausch.

00:13:18: und

00:13:19: ja genau austausch und vernetzung genau.

00:13:22: Also Vernetzung finde ich sowieso am allerbesten und ich habe ein ziemlich gutes Netzwerk.

00:13:26: Ich habe Leute, die ich immer fragen kann.

00:13:27: Inzwischen bin ich, glaube ich, in Hamburg so angekommen und verortet, dass mich Leute auch fragen können, also dass ich auch was zurückgeben kann.

00:13:34: Das ist einfach schön.

00:13:35: Ja.

00:13:36: Kannst du ein bisschen was zur aktuellen Lage sagen?

00:13:39: Der Winter steht vor der Tür.

00:13:40: Da ist ja schon Empfindlichkeit geworden.

00:13:43: Also nachts ist es ja wirklich schon richtig kalt.

00:13:46: Wie ist momentan die Lage auf der Straße?

00:13:49: Also auf dem Kiez?

00:13:50: Ja, auf dem Kiez hatte ich zum Beispiel letzte Woche das Gefühl, dass es erstaunlich ruhig war.

00:13:54: Ich glaube, viele Leute haben sich auch schon gekümmert, um zum Beispiel im Rahmen der öffentlich-rechtlichen Unterbringung doch eine Bleibe zu bekommen, also zumindest über den Winter.

00:14:04: Es gibt ja die Notübernachtungsstellen in der... Friesenstraße im Peak Ass, in der Eife Straße.

00:14:13: Es gibt die Notübernachtungsstellen für Frauen.

00:14:15: Da verweisen wir natürlich auch immerhin.

00:14:17: Da werden die Leute auch angenommen und werden dann weiter verwiesen, so wie Plätze da sind.

00:14:21: Und obwohl viele sagen, oh, da wird so viel geklaut oder da ist es irgendwie gefährlich, wenn es kalt wird, nehmen sie es dann doch an.

00:14:29: Aber ich nehme auch wieder wahr, dass ganz viele Menschen aus anderen Städten kommen, weil sie einfach hören, in Hamburg gibt es ein sehr gutes Hilfesystem und sie stehen da nie und sagen, ich hab meine Sachen gepackt und bin aus Lübeck, aus Kiel, aus Ölzen, wo auch immerher bin ich mal hergekommen nach Hamburg und ja, ich bräuchte jetzt eine Wohnung.

00:14:49: Und dann sagen wir halt, da bist du nicht alleine mit diesem Anliegen.

00:14:54: Da gibt es schon ganz viele Menschen, die das wollen.

00:14:56: Und hier in Hamburg ist es halt richtig schwer.

00:15:00: Wie

00:15:00: ist das Hilfesystem denn?

00:15:02: für deine Empfinden.

00:15:04: Also jetzt

00:15:04: gerade in Bezug auf den Winter- und Winternotprogramm und so weiter?

00:15:08: Also alle bemühen sich wahnsinnig und versuchen zusammenzuarbeiten, versuchen die Leute unterzubringen, wo immer es geht.

00:15:14: Also in Containern, in Notunterkünften, in Unterkünften von Fördern und Wohnen.

00:15:19: Aber es gibt halt einfach immer noch zu wenig Unterkünfte.

00:15:22: Und es gibt auch sehr, sehr viele Menschen, die haben so viele Problemlagen, dass man für sie auch keine Unterkünfte findet.

00:15:27: Weil sie müssen schon auch bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

00:15:30: Also wenn sie zum Beispiel zu krank, sind zu psychisch krank oder so, dann hätten sie Anspruch auf ein Einzelcontainer.

00:15:35: Davon gibt es aber gar nicht so viele, dann müssen sie ein fachärztliches Ertest bringen.

00:15:39: Also die Hürden sind schon auch hoch, um dann eine besondere Unterkunft zu bekommen.

00:15:44: Und viele schaffen das nicht, schaffen es auch nicht, sich Hilfe zu suchen und sind dann halt auf der Straße und sind dementsprechend ungeschützt und auch belastet.

00:15:54: Also werden dadurch im Grunde noch kränker.

00:15:57: Ja.

00:15:59: Hast du denn das Gefühl, dass die Stadt genug tut?

00:16:03: Es kommen jedes Jahr die Diskussionen auf.

00:16:06: Die Stadt müsste viel mehr Plätze im Winternotprogramm klarmachen.

00:16:11: Mir fällt auf, dass die Stadt wahnsinnig viel Geld ausgibt für Hotelzimmer.

00:16:17: von wem auch immer betrieben werden.

00:16:19: Und ich verstehe halt immer noch nicht, warum die Stadt sich nicht solche Hotelzimmer selbst zu eigen macht.

00:16:23: Also warum die Stadt nicht sagt, okay, wir halten solche Hotels vor zu moderaten Preisen anstatt viel Geld zu bezahlen an Privatpersonen, die halt diese Hotelzimmer quasi der Stadt zur Verfügung stellen.

00:16:34: Und ich finde, die Stadt müsste sich noch viel mehr dahinter klemmen, dass es halt Wohnungen gibt, also die einfach bezahlbar sind und dass es noch viel mehr sozialen Wohnungsbau gibt.

00:16:43: Ich meine, es gibt immer mehr Housing First-Projekte, das ist auch gut.

00:16:46: Das ist angesichts der Zahlen von obdachlosen Menschen immer noch viel zu wenig.

00:16:52: Die housing first-Projektor, die ich im Kopf hatte, geht es um zwölf Personen oder

00:16:58: zehn.

00:16:59: Das ist ein ganz geringer Anteil.

00:17:05: Die Anzahl der Plätze ist verschwinden gering.

00:17:07: Also im Vergleich zu dem, was benötigt würde.

00:17:11: Wie viele deiner Schützlänge

00:17:12: ...

00:17:13: kommen ins Winternotprogramm oder sind da, halten sich da auf?

00:17:17: Kannst du das sagen ungefähr?

00:17:19: Also hier im Café mit Herz würde ich sagen, sind schon so achtzig Prozent im Winternotprogramm und tatsächlich auch schon in der öffentlich-rechtlichen Unterbringung, also da sind so würde ich sagen vierzig bis fünfzig Prozent.

00:17:32: Das ist schon mal ganz gut.

00:17:34: Und ansonsten haben wir es auch geschafft, zum Beispiel im Trinitatisprojekt auch Wohnungen zu bekommen, wo wir Leute untergebracht haben.

00:17:42: Und da ist es so, die Wohnung haben wir quasi auf Lebzeit.

00:17:44: Also wenn da mal Gäste ausziehen oder versterben, was hoffentlich erst mal nicht der Fall ist, dann können wir die Wohnung tatsächlich auch nachbesetzen.

00:17:51: Und wir haben eben neu eine Wohnung hier in der Erichstraße.

00:17:54: Das ist eine zwei-Zimmer-Wohnung, die mit zwei WG-Gästen belegt ist.

00:17:59: Also das können wir anbieten, aber da ist natürlich die Schlange auch groß und der Andrang auch groß.

00:18:04: Die sind erst mal besetzt und da muss man auch gut gucken, wie belegt man die.

00:18:07: Also wie gesagt, der Fall, den ich vorhin geschildert hatte.

00:18:10: Einer ist suchtkrank, der andere ist nicht suchtkrank.

00:18:12: Das wirkt auch viele Probleme.

00:18:14: Also da ist auch viel Vermittlungsarbeit notwendig, damit das gut geht und damit es da nicht ständig Stress und Streit gibt.

00:18:21: Ja, na klar.

00:18:22: Wie viele Abdachlose hast du etwa, um die du dich kümmerst?

00:18:26: Kannst du deine Zahl sagen?

00:18:27: Also, ich bin jetzt ja seit ungefähr anderthalb Jahren da und seitdem habe ich ungefähr hundertachzig Gäste gehabt.

00:18:33: Also, feste Gäste sind es noch ungefähr achtzig.

00:18:36: Oft sind es auch durchlaufende, sage ich mal, Begegnungen.

00:18:39: Also die Leute kommen, die gucken, was man hier für sie tun kann.

00:18:42: Sie bekommen nicht das, was sie erwarten, sprich eine Wohnung.

00:18:45: Oder sie arbeiten nicht richtig mit, haben z.B.

00:18:48: rechtliche Betreuer, müssen Unterlagen bringen, müssen sich mit dem rechtlichen Betreuer absprechen, wollen das im Grunde genommen nicht verschwinden, dann auch wieder ziehen weiter in die nächste Stadt.

00:18:59: Kannst noch einmal sagen, weil ja nicht jeder das Kaffee mit Herz kennt.

00:19:03: genau ihr hier anbietet.

00:19:05: Ja,

00:19:06: also wir sind in erster Linie eine Tagesstätte für obdachlose Menschen.

00:19:10: Das heißt, bei uns kann man Frühstücken, Mittagessen bekommen.

00:19:13: Wir haben die Kleiderkammer, wir haben medizinische Versorgung, wir haben eine Wundversorgung, wir haben Zahnärzte im Haus.

00:19:19: Wir haben Sozialberatung, wobei die Sozialberatung sich aufteilt in offene Sozialberatung und das Wohnprojekt.

00:19:26: Meine Kollegin Bianca hat quasi ein Wohnprojekt mit sechs Wohnungen, wo sie wohnbegleitende Hilfe leistet.

00:19:33: In meinem Fall ist es so, dass ich auch noch fünf wohnbegleitende Hilfen habe und wir haben jetzt neune psychologische Sprechstunde immer parallel zu meiner Sozialberatung, einmal im Monat, also immer im letzten Dienstag im Monat.

00:19:45: Das haben wir ja angefangen, weil wir gemerkt haben, dass viele Leute psychische Probleme haben und auch gerne darüber sprechen wollen.

00:19:52: Und natürlich ist das auch im Rahmen der Sozialberatung möglich.

00:19:55: Also sozial-psychiatrische entlastende Gespräche sind auch immer möglich.

00:19:59: Aber wenn es dann darum geht, vielleicht auch im Psychiater zu finden, die richtige Therapie zu finden.

00:20:04: Da haben wir uns vernetzt mit einem Träger, der eine Psychologin zur Verfügung stellt und die macht dann die psychologische Beratung hier im Nachbarbüro.

00:20:11: Der Vorteil ist, dass die Wege kurz sind, also Gäste, die das gerne in Anspruch nehmen müssen, die muss ich nicht erst durch die halbe Stadt schicken, sondern ich kann sagen, komm, ich begleite dich mal nach nebenan, stell dich mal vor und dann kannst du dort in Ruhe sprechen.

00:20:24: Ja, das ist ja super.

00:20:25: Das ist noch nicht so lang, ne?

00:20:27: Das ist noch nicht so lang, nee, das ist jetzt ganz neu und ja.

00:20:31: Ansonsten haben wir noch Fußpflege im Haus und die war ja heute auch gerade wieder da gewesen.

00:20:37: Wir haben das Frauencafé Samstags nur für Frauen.

00:20:40: Wir haben Mittwochs ein besonderes Angebot für Frauen.

00:20:42: Also die Frauen können dann früher in die Kleiderkammer kommen, können früher duschen und haben natürlich jetzt auch viele... Wir haben im Sommer immer ein großes Sommerfest für alle Obdachlosen auf dem Spielbodenplatz und haben jetzt am zwölften Dezember-Weihnachtsfeier hier im Innenhof, das ist von der Hafenklinik.

00:20:59: Da sind auch alle Obdachlosen, aber auch alle Kolleginnen und Kollegen eingeladen.

00:21:03: Da gibt's ein großes Festessen, also ein Fünfgänge-Menü mit allem Trommel dran und auch Geschenke für alle.

00:21:08: Das ist richtig gut.

00:21:09: Jetzt kommt gerade Gabi.

00:21:11: Gabi kommt?

00:21:12: Ja.

00:21:13: Es kommt ja noch jemand.

00:21:14: Es kommt noch ein Schützling von dir.

00:21:17: Gabi ist da.

00:21:17: Soll ich die Tür öffnen?

00:21:29: Gabi braucht noch ein bisschen.

00:21:31: Gabi muss erstmal hier ein paar Dutzten Leuten Hallo sagen.

00:21:34: Genau,

00:21:35: Gabi ist hier bekannt und gerne gesehen, deswegen.

00:21:39: Hallo Gabi.

00:21:40: Hi, ich bin Mimka, grüß

00:21:41: dich.

00:21:41: Hast du Meilung mitgebracht?

00:21:46: Also okay,

00:21:47: ja, alles klar.

00:21:48: Na gut, notfalls müssen wir das Foto von...

00:21:51: So, jetzt müssen wir jetzt noch gucken, wie ihr seid.

00:21:53: Ich stehe sogar

00:21:56: für dich auf.

00:21:57: Nein, muss

00:21:57: ich ja.

00:21:59: Aber

00:22:00: natürlich.

00:22:00: Setz dich.

00:22:02: Schön, dass du dazukommst zu uns.

00:22:05: Ach, ja.

00:22:06: Mein Mann, mein Gott.

00:22:07: Ja, sehr gut.

00:22:09: Du musst dich nur hinter dieses Mikro klemmen, damit man

00:22:12: denkt, auch

00:22:13: hört.

00:22:13: Ich muss auch meinen

00:22:14: Kaffee

00:22:16: da hinstellen.

00:22:16: Dein Kaffee musst du da hinstellen.

00:22:18: Was ist denn das für einen Kaffee, einen Pilzkaffee?

00:22:23: Balgstoff.

00:22:25: Ah, ja.

00:22:25: Stell mal hin.

00:22:27: Und Milo, es wäre?

00:22:28: Mein

00:22:28: Hund.

00:22:29: Dein Hund, okay.

00:22:30: Mein Hund

00:22:30: ist zu Hause.

00:22:31: Der war jetzt heute die ganze Zeit mit mir unterwegs.

00:22:35: Und so weit ich einfach mehr Alkohol zu finden, wie ich mein Hund lieber geschützt

00:22:42: habe.

00:22:44: Weil du dich dann nicht mehr entsprechen kümmerst?

00:22:48: Oder weil wegen anderem?

00:22:49: Nein, damit sicher ist sicher.

00:22:51: Am Ende hast du es tätowiert mit den Schweißen.

00:22:54: Ja, du bist auf jeden Fall mal ganz schön tätowiert.

00:22:58: Scheint ein Hobby zu sein.

00:23:01: Es wird

00:23:01: auch mehr.

00:23:02: Ja?

00:23:04: Soll ganz Körper werden?

00:23:06: Ich denke immer schon, oder?

00:23:08: Vielleicht die Annette, ich weiß noch nicht, wo ich sie noch... Oh, ich widde dich.

00:23:16: Möchtest du Ihren Namen

00:23:17: tätowieren oder einen Foto von ihr?

00:23:19: Oder eine Salami?

00:23:23: Was ist das eigentlich mit der Salami?

00:23:26: Kannst du das erklären?

00:23:27: Hier wird mit Salami geredet, Annette und Salami.

00:23:30: Ja, aber der Schlimmste ist... ein Drogengeger, ne?

00:23:34: Da klingt es ja auch nicht, wenn man weniger versorgt.

00:23:39: Ach so, Annette versorgt alle mit Salami, oder was?

00:23:42: Anna so.

00:23:43: Annette braucht Salami, aber sie traut sich nicht.

00:23:46: Also fragt sie Leute, die in so einer Situation wie wir sind.

00:23:53: Ja, und dann geht das dann so...

00:23:56: Bist du salamisüchtig?

00:23:57: Also ich hab großes Verständnis versucht.

00:24:00: Ich hab eine Abhängigkeit zur Erkrankung in Sachen Salami.

00:24:02: Das stimmt tatsächlich.

00:24:03: Wenn's hier super stressig ist oder so, dann denk ich nur noch, dann hab ich Salami-Wolken im Kopf und so.

00:24:09: Ich hab mein Widerspruch geschrieben.

00:24:11: Eine Dame von der Fachstelle und hab in einer Anrede gesprochen, sehr geehrte Frau Salami.

00:24:15: So schlimm war das.

00:24:16: Oh Gott.

00:24:17: Und

00:24:18: Gabi hat mir neulich so eine Salami mitgebracht.

00:24:21: Die gibt's schon nicht mehr.

00:24:22: Gabi, die ist schon aufgegessen.

00:24:23: Aber du wirst sie vorstellen, ich kippe die Salami, das ist auch so.

00:24:32: Ich kippe die Salami, das ist auch so.

00:24:34: Nimm die Salami.

00:24:35: Nehmt die Salami, macht unten die Schublade auf

00:24:38: den Rhein und zack

00:24:38: fertig.

00:24:41: Ja, das war sicher.

00:24:43: Das man hat, hat man für schlechte Zeiten.

00:24:47: Eine Salamiabhängigkeit, das ist speziell, das weißt du schon.

00:24:51: Das hab

00:24:51: ich auch noch nicht gehört.

00:24:53: Aber ich kann's nachvollziehen.

00:24:56: Wie kommt es eigentlich, also, wieso heißt du Gaby?

00:24:59: Gaby ist, weil ich heiß Gabriel.

00:25:03: Aber hat noch einen anderen Namen.

00:25:07: Aber es hat sich so preisgetreten.

00:25:10: Dieses Gaby oder Gabriel ist geblieben.

00:25:15: Okay, dann ist okay, wenn wir auch Gaby sagen, ja?

00:25:18: Ja sicher.

00:25:19: Okay, gut.

00:25:20: Du bist ja jetzt Gast hier, ne?

00:25:22: Im Kaffee mit

00:25:23: Herz.

00:25:23: Nein, ich bin kein Gast.

00:25:24: Ich gehör schon eigentlich fast zum Inventar.

00:25:27: Also ganz ehrlich.

00:25:29: Also wenn dann gehör ich zum

00:25:30: Inventar.

00:25:31: Seit wann bist du hier?

00:25:37: Es ist passiert, ich war also in der längeren Zeit Obdach los und ab damals immer auf der Reeperwang, auf der Reeperwang geschlafen.

00:25:49: Wo da, wo war dein Stammplatz?

00:25:51: Mitten beim Alpen-Clochon, wo Hessburger ist, also direkt mitten auf der Reeperwang.

00:25:57: Hab dann irgendwann mal meinen Umzug geplant.

00:26:01: Hatte nur keinen Umzugsunternehmen, nur meine Beine.

00:26:04: Nein.

00:26:05: Und ... Ich bin dann bei der U-Gelande.

00:26:09: U, genau.

00:26:10: Bei der U-Gelande.

00:26:12: Das war natürlich, wenn der Windkacke gekommen ist, wozu halten wir nass und sagen, wir waren dann immer zu dritt.

00:26:18: Das ist halt jetzt mittlerweile verstorben.

00:26:20: Also Gott hat ihn gern.

00:26:22: Der andere ist am besten auf dem Weg dazu, zurücksterben.

00:26:28: Und ja, dann kam irgendwann mal Annette vorbei.

00:26:34: Dann haben wir uns unterhalten.

00:26:37: Oh, siehst du?

00:26:42: Du gehörst nicht auf die Straße.

00:26:44: Und so ist dann unsere Zusammenarbeit angefangen.

00:26:48: Wie lange warst du zu dem Zeitpunkt schon auf der Straße?

00:26:52: Also ich war ja vorher im Gefängnis, war ja auch schon wie Straße, also ... ... zwanzig.

00:26:59: Zweiundzwanzig Jahre?

00:27:00: Nein, nein,

00:27:01: nein.

00:27:01: Also seit zwanzig?

00:27:03: Ja, seit

00:27:03: sechsundhalb

00:27:05: Jahren.

00:27:05: Sechseinhalb, weshalb warst du im Knast?

00:27:09: Du musst nicht auf jede Frage antworten.

00:27:10: Du schaust mich so an, dass du es nicht möchtest.

00:27:13: Ich habe Scheiße gebaut und habe vielleicht einen Menschen was genommen, was ich eigentlich verdient

00:27:20: habe.

00:27:20: Okay, und dann Knast und danach Straße und danach Annette.

00:27:24: Aber

00:27:24: vorher alles gehabt.

00:27:26: Ja, hattest Wohnung und...

00:27:28: ...fünfundachtzig Quadratmeter, ich habe einen Sohn, ich hatte also auch Familie, aber durch diese Aktion damals... Hat man nie gedacht, das liest du vielleicht im Buch?

00:27:40: Oder du guckst im Fernsehen, siehst sie irgendeine Geschichte.

00:27:45: Das ist schon heftig, aber das kann jeden Lärm so passieren.

00:27:49: Also hast du alles verloren?

00:27:52: Hast du wieder Kontakt zu deinem Kind?

00:27:54: Nein, nein, David.

00:27:56: Nee?

00:27:57: Würdest du gerne?

00:28:01: Ich würde sagen, ja klar, würde ich gerne, aber durch die Tat, die ich damals gemacht habe, wird das nur zum Verhängnis meiner damaligen Beziehung.

00:28:17: Also meinst du, das ist nicht gut für deinen Sohn oder wie?

00:28:19: Genau.

00:28:20: Das ist ein Nachrede.

00:28:25: Die kommt von alleine.

00:28:29: Meinst du, irgendwann wird das so sein?

00:28:31: Ja, irgendwann kommt der Dicker auf die Pubertät und was ist wie und was ist was.

00:28:37: Also denke ich mal.

00:28:39: Ja, probatiert ist eine ganz spannende Zeit.

00:28:42: Da passiert einiges.

00:28:43: Ich bin jetzt noch drin.

00:28:45: Ja?

00:28:46: Wie alt bist du denn?

00:28:47: Wie alt schätzt du mich denn?

00:28:54: Mach keinen Fehler.

00:28:56: Naja, das ist jetzt echt fies, oder?

00:28:58: Gib

00:28:58: mir meinen Schluck von deinem Bier bitte.

00:29:00: Ich hab kein Unterweichen.

00:29:01: Hier ist alles komplett, ne?

00:29:03: Ja,

00:29:03: das ist echt fies.

00:29:05: Ich würde sagen,

00:29:07: äh, so...

00:29:08: Was hast du was gesagt?

00:29:09: Ende dreißig, Anfang vierzig, soll ich sagen.

00:29:13: Das

00:29:14: ist trotzdem verloren.

00:29:15: Nein, ein Vierzig.

00:29:16: Ja, siehst du?

00:29:18: Stimmt doch.

00:29:19: Muss ich jetzt nicht feiern.

00:29:20: Ja, doch, doch.

00:29:22: Siehst

00:29:23: du

00:29:23: gerade, wie die Luft da fehlt?

00:29:25: Jetzt gönnen wir doch mal diesen kleinen Erfolg,

00:29:28: bitte.

00:29:28: Kannst du ruhig mal machen, oder?

00:29:30: Also, ich finde schon.

00:29:32: Erzähl mal, wie das hier auf der Straße von Sankt Pauli läuft.

00:29:36: Wie läuft das auf der Rippermann ab?

00:29:39: Also,

00:29:39: situationsbedingt?

00:29:41: Ja,

00:29:41: wenn man so hier auf der Straße liegt.

00:29:43: Als Beispiel, du bist jetzt meine Obdachlose, die vier Ecken weiter wohnt oder pennt.

00:29:52: Ach, hi und das.

00:29:54: Und wir können schön einen trinken und nehmen mich doch meinen Arm.

00:29:57: Ach, mir geht's nicht gut.

00:29:58: Und das, dann pennst du nachts ein.

00:30:04: Entweder wird dir dein Pfand geklaut.

00:30:07: Die Leute unter sich, die Obdachlosen, beklauen die Obdachlosen.

00:30:11: Das ist ja die Kacke.

00:30:13: Statt man alle an einen Strang ziehen und wer doof ist, verhungert in Hamburg.

00:30:18: Hier verhungert es noch nicht.

00:30:20: Es gibt auch noch die freien Leute, die mit dem Fahrrad fahren, mit dem Suppen und so.

00:30:24: Aber nee, die Leute beklauen dann jemanden, die die Feuer im Arm genommen haben und so.

00:30:30: Und ich hab die gleiche Situation.

00:30:33: Und ich komm nur auf dieses Thema, weil ich immer noch sauer bin.

00:30:40: Ich hatte einen richtig schönen großen Rucksack.

00:30:43: Der ganze Rucksack war voller Hundefutter.

00:30:46: Ich klaut nicht mehr in meinen Rucksack mit Hundefutter.

00:30:49: Hätten sie mir doch mal eine Stuhlbraun sein.

00:30:51: Hätten sie das aber nicht mein Hund.

00:30:54: Wer klaut denn?

00:30:56: Ein Obdachlosen kann nur Obdachlosen

00:30:59: gemacht haben.

00:30:59: Jemand, der ein Hund hat.

00:31:01: Nee, oder die

00:31:02: fressen das ja auch selber.

00:31:04: Ja,

00:31:05: sicher.

00:31:05: Ach so, das war mehr jetzt nicht.

00:31:07: Das riecht

00:31:08: da wie Gulasch.

00:31:09: Das war schön.

00:31:11: Hast du mal probiert?

00:31:13: Nein,

00:31:16: ich auch nicht.

00:31:18: Ich habe damals sogar aus dem Mülleimer gegessen, da wo die imbesbuhen waren.

00:31:26: Ich habe nie was am Magen bekommen.

00:31:31: Ich habe mich aus dem Mülleimer abgefressen.

00:31:33: Das ist nicht lustig, wenn du es so überlesen.

00:31:39: Das ist wirklich krass.

00:31:40: Wenn ich dann so wieder zurückdenke, wie ich jetzt gerade so denke, das ist ganz Spaß.

00:31:48: Aber ich meine, man verhungert hier wirklich nicht auf der Rehbarbahn.

00:31:50: Es gibt hier so viele, so viele Essenstellen, auch am Wochenende und so.

00:31:53: Also du kriegst immer was.

00:31:56: Wenn du nicht wie gerade der Mister, hallo, ich habe Quecke geraucht oder so, dann kriegst du hier alle.

00:32:04: Entschuldigung.

00:32:05: Da ist er nicht so abgehört.

00:32:08: Natürlich ... Weißt du, ich bin ja selber auch abgewinnst auf Deutsch gesagt.

00:32:14: Aber das wäre Stoff.

00:32:18: Und da bin ich total so, ne?

00:32:22: Also was mit Heroin oder Quack?

00:32:28: Ja.

00:32:29: Wann hast du denn Annette kennengelernt?

00:32:31: Wann habt ihr euch... Wann hat sie dich angesprochen?

00:32:36: Schatz.

00:32:38: Wann haben wir uns kennengelernt?

00:32:40: Ja, ich hab im April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April,

00:33:00: April, April, April, April, April, April, April,

00:33:01: April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April, April.

00:33:10: Die kommt aus Österreich oder aus der Schweiz, ich weiß es nicht.

00:33:14: Und sie kam immer

00:33:15: alle

00:33:16: drei Monate, kam sie vorbei, aber auch sehr christlich diese Frau.

00:33:21: Diese Gabriel, da darf ich noch mal für dich beden, dass du bitte wegkommst.

00:33:26: Ich so, oh, bitte, tu's mir gefallen.

00:33:29: Und das es war.

00:33:30: Jedes Mal, wenn sie für mich gebetet haben, ist mir irgendwas passiert auf der Verwandlung.

00:33:35: Sie dann durch Legereien oder egal was.

00:33:38: Es ist immer wieder was passiert.

00:33:39: Dann hab ich gesagt so, bitte, bitte, dich's mal nicht.

00:33:43: Sie so, warum?

00:33:45: Ich so, irgendwie passiert mir mal was, wenn du betest.

00:33:48: Sie sich ja dann bitte ich nur für mich.

00:33:51: Dann hat sie in Ruhe gebetet.

00:33:53: Ja, und wer kommt dann irgendwann hier?

00:33:56: Und dann kommt die Salami-Frau um die Ecke.

00:33:59: Ja, das ist die Feuerdrogenabhängige.

00:34:01: Das wusste ich doch nicht.

00:34:02: Ja, die Salamiabhängige kommt da

00:34:05: an die Schwänze.

00:34:06: Nein, aber dann kommt man hinter uns.

00:34:07: Sie hat echt im Ruhigen gebetet, wenn ich sie jetzt irgendwann wieder sehe.

00:34:12: Ich habe das schon im Gespür.

00:34:13: Ich sehe sie wieder.

00:34:15: Und dann sage ich, wow, echt.

00:34:19: Alleine Beteiligung.

00:34:20: Und

00:34:20: dann aber in der Zeit ist aber auch viel passiert.

00:34:23: Dann ist meine ... Ja, mein bester Freund, mit dem ich geschlafen habe gestorben.

00:34:29: Und da habe ich ein schlechtes Gewissen, weil er war also leicht sehr abgestürzt.

00:34:37: Natürlich, wie wir alle auch abgestürzt waren.

00:34:40: Aber der ist ansuche abgestürzt, ich hatte keine Kraft mehr für ihn.

00:34:43: Ich kann den nicht auf ihn aufpassen, auch wenn er im Rollstuhl ist.

00:34:47: Ich bin dann weggegangen zum anderen Schlafplatz, habe dann noch jemanden gefragt, kann ich bei dir schlafen, war alles schön und gut.

00:34:54: Und dann kommt der nachts angefahren, am Hohlen, wirklich am Hohlen.

00:34:58: Ich sehe, das will ich jetzt noch, ne?

00:35:00: Also bitte, Gabriel, bitte helft mir doch.

00:35:02: Hey, Matze,

00:35:06: hey.

00:35:06: Ach, der Matze war ... Ja,

00:35:08: aber das war genau so ein Fall, ne?

00:35:10: Also, der war für uns alle schlimm, weil letztendlich, der wollte immer Hilfe haben.

00:35:16: Wir hätten ihm auch helfen können.

00:35:17: Er hätte aber ins Krankenhaus gemusst.

00:35:19: Er hatte einen schlimmen Fuß.

00:35:21: Er war körperlich total runter.

00:35:23: Das wollte er dann nicht.

00:35:25: Das war für alle Beteiligten schlimm.

00:35:28: Wir haben dem im Grunde beim Sterben zugeguckt.

00:35:37: Und jetzt der zweite Freund ist im Grunde genommen.

00:35:40: Gucken wir auch zu.

00:35:41: Der ist auch schwierig, der die Angebote gemacht

00:35:44: hat.

00:35:44: Doch.

00:35:44: Nicht schlimm.

00:35:47: Tritt

00:35:47: sich fest.

00:35:49: Was ich sagen wollte, dann haben wir ja Andi da.

00:35:54: Und Andi so, er ist ja richtig dünn.

00:35:55: Ich will ihn nicht dünner machen, weil ich die erkenne.

00:36:01: Ich mach den mal dünner.

00:36:02: Er ist so gehauchenlater, das können wir jetzt nicht so und so machen.

00:36:07: Ja, dann habe ich das bezahlt, aber nur weil es Andi war, weiß ich.

00:36:13: Boah, der hat das gegessen.

00:36:16: Aber der kommt auch nicht, ne?

00:36:17: Also ich meine, ich habe auch schon gesprochen.

00:36:18: Nein,

00:36:18: weißt du, warum?

00:36:19: Warum?

00:36:20: Ja, einer so ist,

00:36:21: ja.

00:36:22: An der Seite,

00:36:24: an der Seite, weißt du wie ich, den Dickhopf, aber andererseits, er will.

00:36:31: Aber der Dickhopf stärker.

00:36:34: Ja, notfalls musst du mal mit ihm zusammenkommen, in den Anschleppen.

00:36:37: Dann sage ich dir zum Beispiel, ich mache einen Termin, aber er schlägt dann ich alleine.

00:36:42: Ja,

00:36:42: ja, ja.

00:36:43: Aber das ist dann der Punkt.

00:36:45: Ich hab den ja auch schon auf der Straße gesehen.

00:36:49: Ich seh den im Park, dabei planten Blumen.

00:36:50: Ich hab

00:36:51: den gestern erst

00:36:53: mal gesehen.

00:36:54: Tast Angst um ihn auch, dass dem ... Er

00:36:59: kackt ab.

00:37:01: Er kackt ab.

00:37:03: Dafür kenn ich hier genug Menschen.

00:37:05: Also, wie klangst du beim Abkack mal so Sterben zu sehen?

00:37:09: Ja.

00:37:09: Er ist dünn, dann blasst.

00:37:13: Dann eingepisst, dann eingeschissen, dann

00:37:15: vorbei.

00:37:18: Du bist ja nun nicht mehr auf der Straße, du hast es ja mit ein nettes Hilfe geschafft.

00:37:26: Ich seh nix.

00:37:28: Auf jeden Fall hast du so schöne orangene Socken an.

00:37:36: Aber du hast es mit ... Genau, unbedingt.

00:37:40: Du hast es aber tatsächlich mit Annette's Hilfe dann geschafft, von der Straße wegzukommen, ne?

00:37:47: Annette und, sag ich mal, diejenige, die ... Darf ich den Namen sagen?

00:37:54: Und wie junger.

00:37:55: Annette und wie junger.

00:37:57: Deswegen hab ich auch Annette eingeladen.

00:38:00: Bock.

00:38:00: Aber er hat es ja nicht vongesagt.

00:38:07: Doch, doch, doch, aber nicht.

00:38:15: Aber sie hat nur Brunchen.

00:38:21: Also

00:38:21: bei mir wird nicht geraucht in der Wohnung.

00:38:24: Bei mir wird auch nur ein Sitz-Mepis.

00:38:26: Und wenn im Stegenpist, ich habe eine Giraffe vor dem Klo, das ist Elze.

00:38:31: Das

00:38:33: war mein Einzugsgeschenk.

00:38:35: Eine Giraffe?

00:38:37: Eine Stoff-Giraffe.

00:38:39: Mit sehr lustigen Blick.

00:38:40: Die stand hier in meinem Büro und hat immer alles bewacht und die Gäste beäugt.

00:38:43: Dann hat Gabi sie zum Einzug geschenkt bekommen.

00:38:47: Die Giraffe passt jetzt bei Gabi vor dem Klo auf.

00:38:51: Dass alle die richtige Benutzung befolgen.

00:38:55: Hoffe ich.

00:38:56: Hofst du.

00:38:57: Und seit wann hast du diese Wohnung?

00:38:59: Seit den, ich glaub, den thirzehnten Februar, ne?

00:39:02: Thirzehnten oder vierzehn Februar war das.

00:39:06: Danach, weil ich ja, ich war ja erst, ich, von Annette her, weil sie halt so nett ist und auch gerne hilft.

00:39:14: Wenn man mitarbeitet, dann war ich ja vorher, ich glaub, November.

00:39:21: November hast du mich...

00:39:22: Warst du noch im Hostel gewesen, ne?

00:39:24: Genau, ne, ne, da bin ich doch erst ins Hostel gekommen, oder?

00:39:29: Ja, wie war das mit dem Horstle-Projekt?

00:39:31: Das ging Ende Oktober los und du bist ein bisschen später eingezogen.

00:39:35: Dann ist bei uns wieder jemand rausgegangen aus dem Horstle.

00:39:37: Du bist im November eingezogen.

00:39:40: Und dann hatte ich ja Februar, hatte ich ja unterschrieben und ich war der Erste, der rausgegangen war.

00:39:47: Erstens, was bitte?

00:39:49: Das ist nicht für mich.

00:39:51: Nein,

00:39:51: zu weit weg.

00:39:52: Nein, am besten der Kiosk.

00:39:55: Er wollte mich schon heiraten, weil ich sagte, er hätte so viel Bestand nachbestellen müssen in der Zeit, wo ich da war.

00:40:04: Hast du für Umsätze gesorgt beim Kiosk?

00:40:07: Dann habe ich ihn noch an den Tag gesagt, so, heute ist mein letzter Tag hier.

00:40:11: Und er so, aber kommst du mich noch mal besuchen, weißt du so?

00:40:15: Das ist eine türkische Familie, die den Kiosk gehört.

00:40:19: Aber total nicht.

00:40:20: Also integriert und so.

00:40:23: Und ja, dann bin ich ... Ich war der erste, der raus war.

00:40:27: Und dann war ich eingezogen und danach bin ich ja in die Entwünnungstherapie gegangen.

00:40:33: Das war alles was mit BTR immer so zu tun

00:40:35: hat.

00:40:37: Und das hat funktioniert?

00:40:39: Das ist jetzt total toll.

00:40:42: Das finde ich gut.

00:40:44: Ist

00:40:44: stolz auf dich?

00:40:45: Ich feier das jeden Tag.

00:40:47: Wirklich, ich feier das jeden Tag.

00:40:49: Wie weit ist das?

00:40:50: Das ist noch der nächste Scheiß, ne?

00:40:53: Alkohol noch.

00:40:54: Aber BTM nix mehr.

00:40:55: Was hast du genommen?

00:41:01: Alles.

00:41:03: Also alles.

00:41:04: Was du kriegen konntest?

00:41:05: Nö, nur was.

00:41:06: Was du kriegen konntest.

00:41:07: Ich war da immer in gewissen Quellen.

00:41:11: Also ob Twips, Ruin, Kokain, Quack.

00:41:22: Und das Geld hast du dir geschnort?

00:41:24: Nein,

00:41:25: das... Das kann man schon so.

00:41:27: Man weiß schon, wie du arbeiten kannst.

00:41:30: Aha, okay.

00:41:31: Darüber redest du nicht im Detail.

00:41:33: Das

00:41:33: kann ich sagen.

00:41:34: Es kommt ein Tourist, der Tourist sagt so, er will was für zwei Hundert Euro haben.

00:41:38: Und dann sagt sie ihn ja klar.

00:41:39: Und dann sagt sie ihn eintümen.

00:41:40: Hier kannst du mal was für Achtzig Euro geben.

00:41:42: So.

00:41:43: Und dann kannst du das so aufstocken.

00:41:48: Abzwacken.

00:41:50: Nein, ist ja aber nicht verklaut.

00:41:51: Der Typ ist in Ordnung.

00:41:52: Also, ist zufrieden.

00:41:54: Wenn er sagt, nein, dann kann er ja alles wieder zurück haben.

00:42:00: Aber damit ist

00:42:02: Schluss.

00:42:03: Du bist in der eigenen Wohnung.

00:42:04: Und wie ist das für dich eine eigene Wohnung zu

00:42:07: haben?

00:42:08: Hätte ich ja sonst auch.

00:42:09: Entweder in der Zelle.

00:42:11: Nein, ich hatte ja vorher auch immer eine eigene Wohnung.

00:42:14: Ich wollte, das Beste ist die Vergewissheit.

00:42:20: Du weißt, wo du hingehen kannst.

00:42:22: Du weißt, du hast deine Ruhe.

00:42:24: Du weißt ... dass es einfach deins ist.

00:42:27: Und du weißt, wenn jetzt, wie jetzt hier war er nette, da ein Schmutzding ist, den muss ich wegmachen.

00:42:37: Nein, also sehr intensiv halt.

00:42:39: Was ist das, was du am allermeisten genießt?

00:42:41: und deinen eigenen vier Wänden

00:42:43: jetzt?

00:42:50: Ab und zu die Ruhe.

00:42:52: Die Ruhe.

00:42:54: Wenn ich so überlege, also doch die Ruhe.

00:42:57: Nicht mehr permanent irgendwelche Geräusche.

00:42:59: Ja, wenn du ein Schlafsack bist, also eine Pentüte.

00:43:03: Auch verrebert waren.

00:43:06: Du pennst, wenn du Glück hast, um fünf Uhr morgen sein.

00:43:10: Aber das nicht lange, weil dann kommt der kleine Putzwang.

00:43:14: Der Hochstand an dir vorbei, da bist du erst mal wieder wach.

00:43:17: Dann hast du vielleicht Pech.

00:43:19: Dann kommen die letzten aus der Kneipe.

00:43:27: Wenn du Glück hast, gehen sie weiter.

00:43:28: Wenn du Pech hast, laden sie dich noch zu.

00:43:31: Wollen die einen Vertrag bei Airbus machen?

00:43:34: Weißt du, ich bin geholen, ich bin ganz da her, wo es kommt, wie oft ich das gehört habe.

00:43:41: Das richtig geht.

00:43:42: Hier unten sind die Pissen dann einfach vor die Höhlen.

00:43:46: Hattest du auch mal irgendwie mit Angriffen zu tun?

00:43:51: Irgendwelche Angriffe auf Obdachlöse?

00:43:54: Ja?

00:43:57: Sind das dann einfach irgendwelche Passanten, Touristen?

00:44:00: Nein, da ist Touristen, da ist Touristen.

00:44:02: Also jemand, der von uns am Goldie kommt, wird sowas nie machen.

00:44:06: Nein, das sind irgendwelche, weiß Gott, ob aus Kiel oder egal, wo...

00:44:12: Was machen die?

00:44:13: Was hast du da erlebt?

00:44:16: Das ist alles, was du dir als Ächeligsten vorstellen kannst.

00:44:22: Kannst du da ein Beispiel sagen?

00:44:24: Beispiel ist, nicht dir sowas sagen, ich war im Schlafsack eingebaut, bis oben hinzu, im Schlafsack, steht da so ein komischer Typ.

00:44:37: und piste mir auf den Schlafsack, grinst noch so.

00:44:41: Ich wurde nur vom Plätzchen weg und dann bist du da erst mal rauskommst aus dem Schlafsack.

00:44:47: Das ist ja schon über alle Berge.

00:44:51: Und seitdem das damals passiert ist, habe ich Schlafsack nie wieder zugemacht, nur wie so eine Decke und unten die Füße rein.

00:44:59: Dieses Grinsen, ne?

00:45:01: Wie du gerade bei mir siehst, ne?

00:45:04: Das war so ein ekliges Grinsen.

00:45:07: Den hab ich's gezeigt hier.

00:45:10: Ein Penalter.

00:45:10: Geh mal drei Tage mit mir auf die Straße.

00:45:13: Am besten jetzt bei dieser Gradzahl.

00:45:17: Die ist noch harmlos.

00:45:19: Ja, dieses... dieses grinsen wir.

00:45:23: Ich guck so auf seinen Pillen, Alter.

00:45:25: Und er grinsen mich noch so dumm an.

00:45:28: Ich kam nicht so schnell raus.

00:45:31: Hättest du ihm eine gegeben?

00:45:32: Ich hätte ihn... ich hätte ihn tot geschlafen.

00:45:37: Dann freut mich, dass

00:45:38: du nicht aus deinem Schlafsack

00:45:42: rausgekommen bist.

00:45:45: Ich bin trotzdem froh, dass du nicht aus dem Schlafsack gekommen

00:45:52: bist.

00:45:55: Aber

00:45:58: bist du trotzdem jetzt noch, trotz eigener Wohnung, die ist ja auch am Rande des Kiezes, bist du trotzdem noch vier auf dem Kiez unterwegs und auf der Straße?

00:46:09: Also besuchst du die Leute und so?

00:46:11: Nein, die Leute nicht so.

00:46:12: Ich habe so meinen eigenen Kreis, wo ich bin.

00:46:16: Natürlich gehe ich an den Leuten vorbei, rede respektvoll noch mit dem.

00:46:20: Aber ich hatte mich davon fairen, weil da gibt es immer nur Polizeiansätze und das brauche ich nicht.

00:46:27: Also da bist du nicht mehr Teil dessen.

00:46:29: Aber auf dem Kiez bist du jetzt, also auf der Straße bist du sozusagen normal unterwegs, als gehst du mit deinem Hund spazieren und so was.

00:46:36: Wie soll

00:46:36: ich normal definieren?

00:46:38: Weil mir ist normal, ja, normal so, mich kennt Hans und Franz.

00:46:44: Mich kennt, hört sich komisch an, die Unterschicht, mich kennt die Mittelschicht, mich kennt die Überschicht.

00:46:50: Mich kennt auch die ganz obere Schichten.

00:46:53: Also das variiert sich immer so.

00:46:56: Alle haben mich nähern.

00:46:58: Und jetzt, weil ich jetzt gerade am Anfang bin, so gesehen, muss ich jetzt die anderen nicht verurteilen.

00:47:07: Das könnte ich auch nicht.

00:47:12: Haben sie oft mit Sicherheit nicht verdient.

00:47:13: Wenn du einmal mit Toastbrot fressen musst, dann weißt du, wie das Leben ist.

00:47:24: Gibt es irgendwas, was du dir für deine Zukunft wünschst?

00:47:29: Ja, weiß ich was.

00:47:32: Kurz gesagt, Ruhe und Zufriedenheit.

00:47:40: Und irgendwie eine Perspektive,

00:47:42: was du

00:47:44: noch mal machen möchtest oder so, irgendwas.

00:47:47: Kann ich nicht mehr.

00:47:49: Das ist ja gar nicht eine Situation.

00:47:51: Wie lange geht dies das?

00:47:53: Und bin ja auch nicht mehr der fitte Gesundheit.

00:48:00: Ist da einiges kaputtgegangen, sag ich mal?

00:48:04: Kaputtgegangen?

00:48:04: Nee, ich hab halt im Vertrag mit ein Häuse.

00:48:07: In den anderen Krebs.

00:48:13: Aber

00:48:16: es geht dir gut, ja?

00:48:20: Wie fühlst du jetzt so deine Tage?

00:48:22: Was machst du so?

00:48:24: Weil ich mein, wenn man auf der Straße ist, das ist ja auch enormer Stress, ne?

00:48:28: Ja, ja, wenn man auf der Straße ist, das ist ja echt richtig enormer Stress.

00:48:33: Irgendwie allein irgendwie eine Toilette zu finden, Essen zu finden, all das, die Bedürfnisse, die man trotz allem hat zu decken.

00:48:40: Aber das hast du ja jetzt nicht mehr.

00:48:42: Aber

00:48:42: auch so, wenn du auch, wenn du das gerade gesagt hast, das ist doch jetzt so ... wo du dich jemals normal benommen

00:48:51: hast,

00:48:52: wenn es dich auch in Toilette gibt, dann brauchst du nicht auf Öffis gehen, wo der Wind von drunter her zieht.

00:49:03: Aber es ist ja schon viel, also es geht ja bei vielen so, dass die schon getaktet sind, trotz des Lebens oder wegen des Lebens

00:49:11: auf der Straße.

00:49:12: Nein, der Mensch ist eigentlich gewundertstil.

00:49:14: Du bewirbst dich

00:49:14: an alles.

00:49:16: Also, wo ich auf der Straße war, Und dann ach, ich geh meinen in den DM rein.

00:49:21: Und es war jetzt ungefähr fast so eine Bitterung, ein bisschen kälter noch.

00:49:24: Du bist in den DM rein gegangen, das ist der Schweiß so runtergelaufen.

00:49:29: Weil der Körper ist echt die heftigste Maschine, die es gibt.

00:49:32: Der zwitscht sich so um, das ist nicht gerade ausgehalten, ganz normalen DM, nur eben kurz was holen und wieder raus.

00:49:41: Der Körper hat sich so auf den Frost und auf das Wetter umgestellt.

00:49:49: Ja.

00:49:51: Aber jetzt deine Tage, wie sehen die aus?

00:49:55: Was machst du so?

00:49:57: Ich hoffe nicht, blutig.

00:49:57: Nein, nein.

00:49:58: Ich hoffe schön.

00:49:58: Ich hoffe, du füllst

00:49:59: deine Tage mit schönen Dingen auf.

00:50:00: Nein, nein, nein.

00:50:01: Ich hoffe, du füllst deine Tage mit schönen Dingen auf.

00:50:03: Nein, nein, nein.

00:50:04: Ich hoffe, du füllst deine Tage mit schönen Dingen auf.

00:50:06: Nein, nein, nein.

00:50:06: Ich hoffe, du füllst deine Tage mit

00:50:07: schönen Dingen auf.

00:50:07: Nein, nein, nein.

00:50:08: Ich hoffe, du füllst deine Tage mit schönen Dingen auf.

00:50:11: Nein, nein, nein.

00:50:12: Ich hoffe, du füllst deine Tage mit

00:50:14: schönen Dingen auf.

00:50:15: Nein, nein, nein, nein.

00:50:16: Ich hoffe, du füllst deine Tage mit schönen Dingen auf.

00:50:18: Nein, nein, nein, nein.

00:50:19: Ich hoffe,

00:50:20: du füllst deine Tage mit schönen Dingen auf.

00:50:21: Nein, nein, nein, nein.

00:50:21: Ich hoffe, du füllst deine Tage mit schönen Dingen auf.

00:50:22: Nein, nein, Ja.

00:50:26: Der beschäftigt dich gut?

00:50:28: Ja, geht nicht.

00:50:30: Ab und zu ist er immer sauer auf mich.

00:50:31: Da bin ich mal sauer auf ihn.

00:50:33: So eine typische Männerbeziehung.

00:50:37: Nein.

00:50:38: Ihr seid so eine Männer-WG, ja?

00:50:39: Ja, ja.

00:50:41: Ab und zu.

00:50:44: Der Meile ist schon sehr besonders.

00:50:46: Ich glaube auch, dass dir, sag ich mal, in all der Zeit oder so, war das gut, dass du den an seiner Seite hattest.

00:50:52: Also, dass ... Da ist oft der Satz gefallen, wenn ich Milo nicht hätte, das weiß ich noch ganz genau.

00:50:57: Oder auch der Satz, so wenn einer Milo was antut, dann ist schon eine wichtige Stützung.

00:51:11: Also der ist für dich sehr viel Lebensinhalt

00:51:14: der Hund.

00:51:14: Also, beste Beispiel ist, wir beide haben eine Beziehung.

00:51:21: als Beispiel.

00:51:23: Ich fahre jetzt eine Alie mit dem Auto.

00:51:27: Hat den Hund den Kofferraum.

00:51:29: Alles nahe.

00:51:30: Der Kofferraum, auch wenn der Hund freut sich.

00:51:34: Das war ich mit der Beziehung.

00:51:36: Mit dir.

00:51:38: Haben wir los, nahe die.

00:51:39: Ich pack dich in den Kofferraum.

00:51:42: Wir kommen da alle an.

00:51:44: Manche, du freust sich, wenn ich den Kofferraum offen mache.

00:51:47: Wahrscheinlich nicht.

00:51:48: Wahrscheinlich, wenn ich dann ziemlich

00:51:50: stink sauer,

00:51:50: weil ich

00:51:52: im Kofferraum

00:51:53: saß.

00:51:53: Das

00:51:53: ist das beste Beispiel.

00:51:56: Also, auf jeden Fall lass ich nix kommen.

00:51:58: Ja.

00:51:59: Ja, schön.

00:51:59: Und den hattest du auf der Straße schon.

00:52:02: Der hat dich begleitet.

00:52:04: Ja.

00:52:05: Und ich war schon auf der Straße.

00:52:06: und ja, ich formuliere das jetzt mal so.

00:52:10: Ein Bekannter hat die Situationsbedingung keine Zeit mehr, wie ihn gab.

00:52:17: Die Frau ist die Situationsbedingung nicht so stark.

00:52:24: Und dann bin ich vierhundert-achtzig Kilometer gefahren.

00:52:28: Ich hab ihn dann abgeholt.

00:52:30: Also erst mal geguckt, ob das passt.

00:52:33: Ich hab gesagt, ja komm, adoptiere ich jetzt.

00:52:38: Und dann hab ich uns adoptiert.

00:52:40: Habt

00:52:41: ihr euch gegenseitig adoptiert und seid auf den Kiez gezogen?

00:52:44: Warum hast du eigentlich Platte auf den Kiez gemacht?

00:52:49: Du hast mir das schon vorher gesagt, ja, pass auf.

00:52:56: Du brauchst das Mikro.

00:53:03: Ich hatte ja meine Haftstrafe gehabt.

00:53:07: Und bin dann damals in die alte Stadt wieder zurückgegangen.

00:53:11: Hab aber gemerkt, ich fahre wieder in das alte Schema.

00:53:19: Dann kenne ich einen Bekannten, der vier mit Sam Pauly zu tun hat.

00:53:24: Also Mensch Gabriel wollte nicht mal mitkommen nach Sam Pauly.

00:53:28: Über den Feiertage, das war der neunzehnte, zwölfte, zweitenswanzig.

00:53:34: Ja klar, komme ich mit.

00:53:36: Ziehen wir uns mal rein.

00:53:42: Ein Tag, zwei Tag, drei Tag, vierte Tag, weiß ich was.

00:53:49: Ich fahre nur einmal nach Oma, hol meine Kisten hier runter und dann bin ich hier hingewogen.

00:53:56: Ich habe jetzt Straße gemacht.

00:53:58: Ich habe irgendwann Annette getroffen.

00:54:04: Dann konnte ich da die wichtigen Papiere unterlegen, die zugrunde, unten, unten und bevor das geklaut wird.

00:54:12: Und so sind wir dann.

00:54:15: Aneinander geraten.

00:54:18: Aneinander geraten, ja.

00:54:20: So ist der Annett auf die Spur gekommen, sozusagen.

00:54:25: Und ich vergesse den Spruch nie.

00:54:27: Annett hat immer gesagt, gab es nicht auf der Straße.

00:54:32: Dann war ich erst auch noch so diese bockige Zeit.

00:54:36: Ja, ja, komm, laber mal ruhig, komm, laber mal ruhig.

00:54:39: Ja, war das der erste Eindruck, den du so hattest?

00:54:41: Oh, die Sozialarbeiterin, jetzt will die mich voll labern?

00:54:44: Nein, das

00:54:44: war meine Situation, die ich selber im Kopf hatte.

00:54:49: Ah ja, dann mach mal, mach mal, ich will jemand helfen.

00:54:52: Mir hilft doch keiner, mir kann doch keiner helfen, weiß ich so.

00:54:56: Da bin ich einmal über meinen Schatten gesprungen.

00:55:00: Jetzt siehst du.

00:55:02: Jetzt hießt sie

00:55:03: hier mit ...

00:55:04: Jetzt macht ihr Salami-Party zusammen.

00:55:09: Ja, absolut.

00:55:11: Wir hatten auch wirklich ganz viel Glück.

00:55:13: Bianca, die hatte gute Connections zum Trinitat des Wohnprojekts.

00:55:17: Die hat das tatsächlich mit den Wohnungen klargemacht.

00:55:21: Die hatte da ganz doll gerührt.

00:55:22: Dann hieß es auf einmal, wir kriegen drei Wohnungen.

00:55:25: Und dann haben wir überlegt, den geben wir die Wohnung.

00:55:29: Wir hatten eigentlich fünf Leute auf der Liste.

00:55:32: Und das war schon echt irgendwie schwierig.

00:55:33: Und dann muss man auch gucken, so wie im Trautmann so eine gewisse Wohnfähigkeit auch zu.

00:55:38: Also das ist so ein richtig blödes Wort.

00:55:40: Aber es gibt manche Menschen, die sind auch total überfordert mit einer Wohnung, weil sie schon so lange raus sind aus dem System oder aus dem ... Aus dem gesellschaftlichen, wie werde ich eine Wohnung gerecht?

00:55:52: Wie halte ich die sauber?

00:55:53: Wie strukturiere ich meinen Tag?

00:55:55: Wie kann ich mich selbst versorgen?

00:55:58: Dass die das nicht hinkriegen.

00:56:00: Dann haben wir überlegt, wer könnte das schaffen?

00:56:04: Denn es ist nicht nur so, man bekommt eine Wohnung, man muss die auch halten können.

00:56:07: Mit Unterstützung, aber perspektivisch auch alleine.

00:56:10: Dann haben wir gesagt, der, der, der, mit dem versuchen wir das.

00:56:16: Ja, das war schon auch genügend,

00:56:18: die es nicht schaffen, in geschlossenen Räumen dann wirklich auch dazu übernachten, die es sich wünschen, aber es nicht schaffen.

00:56:24: Ja.

00:56:24: Was jetzt vierzehnmal rübergeguckt.

00:56:27: Und der einzige, der stabil ist, war ich jetzt, bis jetzt.

00:56:31: Du meinst von den drei Wohngästen, meinst du, die wir haben im Trinitat des Projekts?

00:56:36: Ja, das stimmt.

00:56:37: Also du, ja, also gut.

00:56:39: Das glaube ich nicht.

00:56:43: Also du meinst, weil ich so was Tolles gar nicht gewöhnt bin, meinst du?

00:56:48: Hast

00:56:51: du geputzt?

00:56:53: Hast du für Annette geputzt?

00:56:55: Ich hab meine

00:56:59: Putzen.

00:56:59: Hast du Putzenlasten für Annette?

00:57:03: Da ist immer

00:57:03: sauer.

00:57:05: Wenn nicht, zieh ich

00:57:10: mein Wunder.

00:57:16: Aber es ist ja wirklich so, dass viele nicht zu euch hier oder einigen... überhaupt nicht hier zu euch in die Räumlichkeiten kommen.

00:57:25: Und deswegen bist du ja auf der Straße regelmäßig unterwegs.

00:57:29: Aus Scham dann.

00:57:30: Aus Scham, genau.

00:57:31: Weil sie denken, man kann ihnen nicht helfen.

00:57:35: Sie haben aus ihrer Sicht auch schon ganz viel versucht, haben irgendwie aufgegeben und haben auch manchmal auch wirklich eine sehr, sehr schwierige Situation.

00:57:44: Also ich habe viele Gäste, die sind schon so lange aus dem System raus.

00:57:48: Was wir schon angesprochen haben, die haben nichts, weil alles gestohlen worden ist.

00:57:52: Die haben keinen Ausweis, keine Krankenversicherung, keine Leistung, überhaupt keine Papiere.

00:57:56: oder sie haben Papiere, die sehen aus wie aus dem Klo gezogen und dann muss man erst mal gucken, okay, was fängt man damit an?

00:58:01: Manchmal ist es dann so, die müssen dann so einen Personenfeststellungsverfahren durchlaufen.

00:58:05: Das heißt, ich mache ein Foto von denen, wir versuchen rauszufinden.

00:58:09: Wo gibt es Angehörige, wo gibt es Freunde?

00:58:11: Da gibt es hier auch einen Amt in Hamburg.

00:58:14: Da müssen die dann vorsprechen und dann werden die Verwandten gesucht und müssen dann beeiden, dass das wirklich diese Person ist.

00:58:21: Und nachdem dieses Verfahren erfolgreich durchlaufen ist, bekommen die erst mal wieder einen Ausweis.

00:58:25: Also der Ausweis ist der erste Schritt sozusagen.

00:58:29: Mit einem Ausweis kannst du Leistungen beantragen, mit Leistungen kannst du eine öffentlich-rechtliche Unterkunft beantragen.

00:58:36: Und das ist das, worum es größtenteils geht.

00:58:37: Darum

00:58:38: geht es.

00:58:38: Um Unterbringung.

00:58:39: Es

00:58:39: geht um Unterbringung.

00:58:40: Also Leute von der Straße.

00:58:42: Genau.

00:58:43: Also das ist immer das Höchste, dass man irgendwo ein Dach über dem Kopf hat und seine Sachen auch in Sicherheit bringen kann, dass man nicht ständig, also obdachlose Menschen sind immer eine Abachtstellung und ich habe zum Beispiel mal ein Erste-Hilfe-Kurs mitgemacht für obdachlose Menschen, da haben wir gelernt, wie man sich positioniert, wenn man überprüft, ob ein Obdachloser noch lebt oder wenn man ihm helfen muss, dass man sich wirklich so positioniert, dass man nicht selbst in Gefahr gerät, weil wenn du einen Obdachlosen wächst, er erschreckt sich immer, er haut immer um sich, weil er sich irgendwie schützen muss, weil er damit rechnet, dass er angegriffen wird, dass er bestohlen wird.

00:59:17: Ja, ist das so, dass man immer

00:59:18: so... Ich hatte Malung.

00:59:22: Du hattest deinen Hund, das macht viel aus, natürlich.

00:59:25: Aber alle anderen, also die, die den Hund nicht haben,

00:59:29: die sind immer reich.

00:59:32: und wieso?

00:59:34: Macht er jetzt wieder?

00:59:35: Ja, ja.

00:59:35: Und

00:59:35: so um die Jahre zurück ist er noch wieder ins Bett dran, legt sich wieder bei mir eine Knieke, oder?

00:59:41: Und die Schnute macht er so, jetzt wäschen.

00:59:43: Ja.

00:59:47: Der Hund ist nicht klein.

00:59:49: Was ist denn das für eine?

00:59:52: Wir können nachher, ich habe ein Foto auf dem Handy.

00:59:55: Kann ich dir mal

00:59:55: schicken?

00:59:56: Ja, kannst du ja dann mal zeigen.

00:59:57: Also Rottweiler und diesen Witchpack-Mix.

01:00:02: Also schon ein ganz schönes Kalb.

01:00:05: So?

01:00:06: Ja.

01:00:11: Was kennst du mich so?

01:00:12: Nein, ich.

01:00:14: Er ist ein großer

01:00:15: Hundefreund.

01:00:16: Ich habe vorher schon ein

01:00:19: Foto angeguckt.

01:00:21: Von mir?

01:00:22: Von Milo.

01:00:25: Der interessiert sich nur für Hunde.

01:00:30: Ich hatte vorhin noch so viel im Guck.

01:00:33: Wirklich, was eigentlich auch voll wichtig ist.

01:00:39: Was du gerne noch erzählen möchtest?

01:00:40: Nein,

01:00:41: was auch richtig eigentlich so wie das Leben ist.

01:00:44: Du hast mir gesagt, ihr seid von dem Mopo.

01:00:49: Ja gut, was ich noch witzig finde, dass du im Grunde ja mit Milo auch ein bisschen Geld verdienst.

01:00:56: Gabi ist schon auch geschickt irgendwie, dann kriegt Milo irgendwie mal einen neongrünen Maulkorb oder kriegt man eine Schleife umgebunden und so.

01:01:03: Dann kommen natürlich Leute auf der Straße und sagen so, hey, der Hund ist aber cool, kann ich ein Bild machen?

01:01:07: Ja klar, kannst du machen, kostet fünf Euro.

01:01:09: Das zahlen die Tourbies dann auch.

01:01:12: Die zahlen fünf Euro, das ist ein voll der Star dein

01:01:16: Hund.

01:01:17: Und er so war ich ja auch bei SpiegelTV und bin dann so gekommen und er so zu mir so hat, bist du nicht der da vom Keller?

01:01:24: Abschluss Keller, ich so.

01:01:28: Boah, geile Aktion, hast du da einen Hut noch?

01:01:30: Ja.

01:01:31: Dann gibt er mir so ein gefaltendes Boot, ne?

01:01:35: Guck ich so, ich war das so, vielleicht Euro

01:01:39: rein.

01:01:41: Da kannst du in Mexikaner holen.

01:01:43: Da steht hundert Euro Schneide drauf.

01:01:47: Ja, was soll ich denn machen?

01:01:48: Hast

01:01:48: du sie neu?

01:01:50: Sieht so neu

01:01:50: aus.

01:01:52: Ich danke

01:01:53: dir sehr.

01:01:54: Für das Gespräch, für deine Offenheit.

01:01:57: Das ist toll.

01:02:00: Gabi, mach's gut, ne?

01:02:02: Wir sehen uns morgen.

01:02:03: Knuddelmeilo von mir, ja?

01:02:07: Hast du gehört?

01:02:09: Nee, Bianca ist gar nicht da heute.

01:02:11: Aber da drüben sitzt noch jemand.

01:02:12: Irgendwer ist noch da.

01:02:14: Aber es ist total ruhig.

01:02:16: Mach

01:02:16: die Finger weg, sonst sind sie eingeklemmt.

01:02:18: Ja.

01:02:18: Und kannst das auch noch in deinem Bericht schreien?

01:02:20: Ja,

01:02:21: tschüss,

01:02:21: Gabi.

01:02:24: So, jetzt geht's weiter.

01:02:28: Ich weiß nicht mehr so ganz genau vor Gabis Besuch, wo wir waren, aber ich glaube, wir waren irgendwie noch mal ... ... beim Kaffee mit Herz, was ihr überhaupt

01:02:38: anbieten.

01:02:38: Was wir alles anbieten,

01:02:39: ne?

01:02:40: Genau.

01:02:40: Und dann ... Ich glaube schon, oder?

01:02:45: Wie viel Menschen

01:02:46: erreicht ihr am

01:02:46: Tag?

01:02:47: Wie viel kommen dann wirklich zu euch?

01:02:50: Zum Frühstück kommen im Moment so um die Hundertsechzig, Hundertsebzig.

01:02:54: Zum Mittagessen hatten wir heute die phänomenale Zahl von drei Hundertzwanzig.

01:02:58: Das hängt tatsächlich auch immer so ein bisschen davon ab, ob wir am Anfang oder am Ende des Monats sind.

01:03:02: Also je mehr sich der Monat im Ende neigt, desto mehr haben die Leute kein Geld und kommen zum Essen.

01:03:08: Und wenn wir so Witterungsverhältnisse haben wie heute, also es ist sehr kalt oder es ist ja nass, dann sind auch sehr viele Menschen da.

01:03:14: Also das ist tatsächlich, das beeinflusst nochmal die Besucherzahlen.

01:03:18: Ja klar.

01:03:19: Und wie oft bist du dann, also du hast deine Sprechstunde hier in deinem Raum und wie oft bist du dann auf der Straße unterwegs?

01:03:26: Also ich habe einmal in der Woche eine feste Straßenrunde, Mittwochs von neun bis elf.

01:03:30: Das mache ich zusammen mit einer Kollegin vom Gesundheitsamt und ich bin aber immer auch bei Bedarf auf der Straße.

01:03:36: Also ich fahre alles mit dem Fahrrad.

01:03:38: Und wenn ein Gast sagt, Mensch, da ist jemand, der braucht was oder ich bin mit einem Gast auf der Straße schon im Kontakt und hab für den irgendwie eine Nachricht sprich, ich hab einen Schlafplatz gefunden oder ich brauch eine Unterschrift von dem, dann nehme ich auch meine Sachen und fahr raus zu der Platte, wo der Gast gerade ist.

01:03:54: Also das heißt, ich bin eigentlich mindestens einmal am Tag auch mit dem Fahrrad unterwegs.

01:03:59: Und was dann auch halt irgendwie, wenn der Leute sind oder so?

01:04:03: Und guckst mal vorbei?

01:04:04: Ich guck

01:04:04: auch mal vorbei.

01:04:05: Auch wenn da neue Leute sind, guck ich halt so, was die brauchen könnten.

01:04:08: oder ich stelle mich mal vor, manche wollen das, manche wollen das nicht.

01:04:12: Also manche stellen sich dann auch schlafend.

01:04:14: Dann stelle ich oft ein Becher hin und packen Flyer mit rein vom Kaffee mit Herz und eine Visitenkarte.

01:04:20: Es gibt auch einen Menschen hier vor der Endoklinik, der sagt immer, nein, ich brauch gar nichts.

01:04:24: Und wenn es aber dann so kalt ist, also dann hab ich da auch einfach schon mal eine Decke hingelegt und hab dann auch gesehen, dass die benutzt wird.

01:04:32: nimmt er ja schon Hilfe an und das freut mich dann auch.

01:04:36: Also du stellst dich einfach nur in Leuten vor und fragst sie, was sie brauchen.

01:04:40: Ich

01:04:40: biete Hilfe an, also mehr kann ich ja nicht machen.

01:04:42: Ich kann immer nur ein Angebot machen.

01:04:45: Was würdest du sagen, ist das härteste in deinem Job für dich?

01:04:50: Ist das diese Zurückweisung?

01:04:52: Ja.

01:04:53: Ja, wenn ich das Gefühl habe, so die Leute wollen das nicht, also dann, ich komme mir dann einen Moment auch so vor, als würde ich denen das so überstülpen, so, das tue ich ja nicht, aber einen ganz kurzen Moment fühlt sich das halt so an und dann muss man das eben auch akzeptieren.

01:05:07: Und ja, also... Oft sieht man auch ganz so viel Trauer und Verzweiflung bei den Leuten.

01:05:16: Dass man denkt, was muss da Schlimmes passiert sein, dass sie jetzt in so einer Situation sind?

01:05:22: Und man überlegt natürlich, wie kann man sie da rausholen?

01:05:27: Ich glaube, dieses Hilfe anbieten und die Hilfe wird nicht gewollt.

01:05:31: Und man kann das selber gar nicht verstehen.

01:05:33: Das ist, glaube ich, das Schwerste so.

01:05:35: Und dann eben auch, wie wir das eben besprochen haben, mit anzugucken, dass ein Mensch immer weiter abbaut.

01:05:40: Also, dass ein Mensch im Grunde genommen ganz konkret eine Richtung einschlägt und irgendwann kann er auch den Rückwärtsgang nicht mehr einlegen.

01:05:47: Irgendwann ist es dann wirklich einfach vorbei.

01:05:50: Du hast ja auch schon Menschen in den Tod begleitet.

01:05:53: Wir haben uns ja schon Anfang des Jahres kennengelernt.

01:05:57: Ja.

01:05:59: Ich muss das einmal ablesen, weil ich es nicht mehr genau weiß.

01:06:02: Matze, Josef und Yuri.

01:06:04: Ich finde das wichtig, dass wir die Namen noch mal erwähnen.

01:06:07: Die sind alle drei verstorben auf dem Kiez.

01:06:10: Und darüber haben wir uns kennengelernt, weil du eine ganz, ganz schöne Aktion gestartet hast.

01:06:16: Mit den Schlössern kannst du noch mal ganz kurz erzählen, vielleicht selber, was das war.

01:06:21: Ja, es hat eigentlich angefangen mit Matze.

01:06:22: Also Matze war der erste, der verstorben ist und pünktlich an seinem Todestag war sein vorläufiger Ausweis abgelaufen und es hätte alles neu beantragt werden müssen.

01:06:32: Und ich hab gedacht, das ist ja verrückt.

01:06:34: Also, es ist nichts übrig von diesen Menschen.

01:06:36: Der Mensch ist verstorben.

01:06:37: Alles, was er jemals bekommen hat, Leistungen, Ausweis, ist alles abgelaufen.

01:06:40: Also, im Grunde genommen, was ich noch an Papieren hab, ist wertlos.

01:06:43: Von den Menschen ist nichts mehr da.

01:06:44: Und ich hab gedacht, das kann irgendwie nicht sein, dass von den Menschen gar nichts übrig bleibt.

01:06:50: Und dann hab ich mir überlegt, es gibt überall in Hamburg oder auch in anderen Städten diese Liebeschlösser, wo Menschen halt bekunden, dass sie sich gerne haben.

01:06:56: Und ich hab gedacht, warum kann man nicht aus so einem Liebeschloss ... einen Gedenkschloss machen.

01:07:01: Also warum kann man nicht ein schwarzes Schloss anbringen mit dem Namen mit einem Herzen?

01:07:06: Also weil er eben auch Gast war bei uns im Café mit Herz und mit dem Sterbedatum.

01:07:09: und dann haben wir erst überlegt, also meine Chefin Maike, die fand das richtig gut.

01:07:14: Wir haben auch mit den Ehrenamtlichen drüber gesprochen, weil eben Matze auch viele kannten und viele haben um ihn getraut.

01:07:20: Wir haben ja dann auch Kontakt zu den Friedhöfen und nehmen dann nochmal Abschied mit Gästen, die ihn kannten und alle haben gesagt, das ist eine richtig gute Idee.

01:07:28: und dann Ja, hätten wir die Schlösser ganz leicht bei Amazon bestellen können, aber wir haben gedacht, nee, wir wollen irgendwie so einen lokalen Bezug haben und wir haben hier einen Sicherheitsdienst auf St.

01:07:37: Pauli, also der Schlösser, fertigt.

01:07:38: Und die haben gesagt, ja klar, also wir haben auch einen Herz für Obdachlose und für uns ist das wirklich eine Ehre, das zu machen fürs Café mit Herz.

01:07:46: Und die stellen uns halt schwarze Sicherheitsschlösser zur Verfügung, machen auch die Krawur dann.

01:07:51: Das heißt, ich schick den dann immer den Namen des Herz- und der Sterbedatum, die fertigen das für uns.

01:07:57: Und dann haben wir das so gemacht, dass wir die Schlösser angebracht haben und haben dann auch Blumen davor gelegt und noch mal eine Kerze.

01:08:02: Ja,

01:08:03: da war ich ja nun auch bei.

01:08:04: Da

01:08:04: warst du dabei, genau.

01:08:05: Inzwischen sind es auch leider noch ein paar mehr geworden und es gibt ja jetzt auch im November den Gottesdienst Sterbebettstraße, wo die verstorben sind, auch noch mal genannt werden, wo man ihn gedenken kann.

01:08:14: und ja, also Heiko ist inzwischen noch gestorben und ich hatte noch einen Wohngast Hellmut, also den ich ... Auch von der Straße geholt habe der, aber leider der war schon sehr krank und ist noch mal richtig aufgeblüht, dann in dem WG-Zimmer, aber leider war es dann doch zu spät.

01:08:31: Also für Heike und Helmut war es wirklich so, dass sie einfach körperlich schon so runtergewirtschaftet waren, dass es einfach zu spät war, dass man nichts mehr machen konnte.

01:08:41: Aber die waren eben, also zumindest bei Helmut weiß ich, dass er zum Schluss noch sehr, sehr glücklich war, weil er alles, er hatte so ein, sein, sein Fahrplan in die Zukunft, den hatte er sich aufgeschrieben und alles, was da so draufstand, das hatte er noch erledigen können.

01:08:52: Also da stand drauf, ich will einen Dach überm Kopf haben, ich will einen Ausweis haben, wieder eine Krankenversicherung haben, ich will gute Bücher lesen, ich will gut kochen können und das, ich will mir leckere Lebensmittel kaufen können, all das hat er noch machen können.

01:09:06: Und das ist dann irgendwie auch tröstlich.

01:09:09: Schön, so eine Wunschliste, die, ja, da wird man ganz demütig, oder?

01:09:13: Mhm, ja.

01:09:14: Wenn andere so, ja, ich will noch mal nach Sonstwo und ich brauche unbedingt ein Ja, Sobatical und weiß ich nicht was.

01:09:23: Ja.

01:09:23: Ich will noch mal ein gutes Buch lesen, ja.

01:09:26: Also, ich denke da immer, wir haben jetzt am ersten Dezember so ein Netzwerktreffen vom Social Hub aus.

01:09:31: Da geht es auch um das Thema Obdachlosigkeit und Sterben.

01:09:33: Da werde ich auch so einen kleinen Redebeitrag bringen, wo ich eben ... Aus der Erfahrung meiner Hospizarbeit, so aus meinem früheren Leben, sag ich mal, Berichte, aber eben auch von meinen Erfahrungen auf der Straße, wo es auch noch mal darum geht, so wie kann man denn den Obdach losen, wie kann man die auch gut begleiten, welche Möglichkeiten gibt es da, wenn eben wirklich nur die Straße zur Verfügung steht und kein geschützter Raum.

01:09:55: Es gibt ja meines Wissens... noch keinen Hospiz, was sich wirklich so speziell mit dem Thema Obdachlosigkeit beschäftigt, wo diese Menschen unterkommen können, bzw.

01:10:03: generell ist es schwer, einen Platz im Hospiz zu bekommen.

01:10:07: Und ja, das ist irgendwie auch noch mal ein ganz besonderes Thema.

01:10:10: Und ich freue mich eigentlich darüber, dass das jetzt auch so ein bisschen mehr in den Blick gerät.

01:10:14: Ja.

01:10:15: Du hast gerade angesprochen, du bist nämlich nicht schon dein Leben lang, dein Berufsleben lang.

01:10:22: Straßen oder ... Du bist Sozialarbeiterin, du hast mal was ganz anderes gemacht.

01:10:27: Wie ist dazu gekommen, dass du ausgerechnet hier angefangen hast?

01:10:30: Weil du bist auch gar nicht aus Hamburg, ne?

01:10:32: Das stimmt, ja.

01:10:33: Also mein Lebenslauf ist recht bunt und ich mag es auch tatsächlich gerne bunt.

01:10:37: und also ich habe angefangen, ich habe eine ganz klassische Ausbildung gemacht als Industriekaufrauffahndersterbens langweilig und habe dann Musik- und Kommunikationswissenschaften studiert.

01:10:47: und hab ganz lange Zeit im Bereich Presse-Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet, hab dann noch mal eine Weiterbildung gemacht im Bereich Webdesign und hab Internetseiten gebaut und auch programmiert und Grafikdesign gemacht.

01:11:00: und hab dann aber gedacht, ich will eigentlich nicht nur über Menschen schreiben, sondern ich will mit Menschen was machen.

01:11:06: Und hab dann eine ehrenamtliche Ausbildung gemacht als Hospizhelferin und bin über die Hospizarbeit auf den Gedanken gekommen, dass ich noch mal ... Berufsbegleiten studieren will, da war ich schon weit über vierzig und hab dann quasi neben meinem Vollzeitjob eben soziale Gerontologie studiert, also soziale Arbeit mit Schwerpunkt alten Arbeit und hab dann angefangen mit einer Hospizkoordination, hab dann in der straffälligen Hilfe gearbeitet, Flüchtlingshilfe, wohnungslosenhilfe.

01:11:35: Was war das mit Straffälligen?

01:11:36: Also Straffälligenhilfe, da habe ich bei einem Projekt mitgearbeitet in Berlin, das heißt Neuland.

01:11:40: Ich habe mich im Studium und sehr intensiv damit beschäftigt, warum zum Beispiel Menschen im Alter noch mal straffällig werden.

01:11:46: Das hat mich sehr fasziniert und da habe ich Interviews geführt mit älteren Menschen, die straffällig geworden sind, die zum Teil auch sehr heftige Straftaten begangen haben und wo es darum ging anhand von biografischer Ressourcen.

01:12:03: Optimierung quasi zu schauen, was war eigentlich richtig gut im Leben, bevor sie straffällig wurden und worauf können sie sich berufen, sodass sie das vielleicht noch mal nutzen können, um wieder einen Einstieg zu finden in die Gesellschaft oder zurück ins Leben.

01:12:16: Und das war sehr, sehr interessant.

01:12:17: Also wenn man die Leute erzählen lässt, so aus der eigenen Perspektive, wie war mein Leben eigentlich so und was hat mir eigentlich richtig gut getan, was konnte ich richtig gut, was hat mir richtig viel Spaß gemacht, daraus noch mal ein Potenzial zu entwickeln im Alter dann.

01:12:31: Das war sehr interessant.

01:12:33: Das war ein Teil meiner Tätigkeit, aber eben auch Eingliedungshilfe.

01:12:38: Und ja, ich habe lange Zeit in Berlin gearbeitet, war da zum Schluss, in der im Bereich Eingliedungshilfe tätig für Menschen mit Doppeldiagnosen, also Suchterkrankungen und psychische Erkrankungen.

01:12:51: Dann wurde es mir irgendwann doch ein bisschen zu wild in Berlin und dann habe ich gedacht, ich brauche.

01:12:56: Ja,

01:12:57: also da war schon sehr viel zu tun im Bereich der Einledungshilfe und ich konnte mich da auch nicht mehr so richtig gut abgrenzen.

01:13:02: Und ich habe gedacht, ich brauche da einfach mal eine Pause, also sowohl von dem Arbeitsbereich als auch von der Stadt.

01:13:07: Hab dann eine Ausschreibung gesehen im Schwarzwald in La in der Nähe von Freiburg.

01:13:11: Da ging es um die Leitung von einem Mehrgenerationenhaus.

01:13:14: Das hat mich angesprochen.

01:13:16: Also

01:13:16: ganz

01:13:17: was anderes.

01:13:18: Ja, also da ging es aber nicht darum, dass Menschen miteinander wohnen, sondern es ging auch um eine Tagesstätte und mit Angeboten für Menschen unterschiedliche Altersklassen und mit unterschiedlichen Hintergründen.

01:13:27: Also da ging es auch, da gab es auch Menschen mit psychischen Erkrankungen, da gab es aber auch Sprachkafés, da gab es Angebote für Kinder, für Jugendliche, für Erwachsene.

01:13:36: Also auch nicht ganz unbelastet, aber unbelastet her.

01:13:40: Und vor allen Dingen im Schwarzwald würde ich sagen, ist das Thema Obdachlosigkeit noch nicht so weit verbreitet.

01:13:45: Also da ist schon alles ein bisschen anders noch als in Berlin zum Beispiel oder jetzt auch in Hamburg.

01:13:49: Und das hat mir viel Spaß gemacht.

01:13:51: Das war aber eben eine Leitungsfunktion, die auch viel mit Verwaltungstätigkeit zu tun hatte und das hat mir nicht so viel Spaß gemacht.

01:13:58: Und ich habe gemerkt, so der Schwarzwald ist landschaftlich schön, aber es war mir zu ... Eng, sag ich mal irgendwie.

01:14:04: Ich brauchte irgendwie doch was Bunteres, was Wilderes.

01:14:08: Und da ich auch schon mal ein halbes Jahr in Norwegen gearbeitet hatte, im Robinhood-Hüße und hab da quasi auch Obdachlose begleitet.

01:14:15: Das war so ein Sozialarbeiterprojekt, ein europäisches.

01:14:18: Und das war damals eine ganz tolle Tätigkeit.

01:14:21: Habe ich gedacht, oh ja, so was würde mir gefallen.

01:14:23: Dann gab's so eine Ausschreibung hier vom Café mit Herz in Hamburg und da hab ich mich beworben.

01:14:27: Und das hat geklappt.

01:14:28: Und darüber war ich binig und war ich total froh.

01:14:32: Ja.

01:14:32: Nach wie vor, war die richtige Entscheidung?

01:14:34: Ja, war

01:14:35: die richtige Entscheidung, absolut.

01:14:36: Kannst

01:14:37: du den Kids

01:14:37: denn vorher

01:14:38: schon?

01:14:38: Überhaupt nicht.

01:14:40: Ich hatte vor ungefähr zwanzig Jahren gedacht, in Hamburg würde ich gerne leben und arbeiten, weil ich die Stadt einfach toll finde, weil ich den Norden liebe, weil ich das Wasser liebe.

01:14:48: Damals ging es um eine ganz andere Stelle im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

01:14:52: Da bin ich nur die Zweite geworden, das heißt, es hat nicht geklappt.

01:14:55: Und als ich jetzt ... Wie gesagt, Hamburg bekommen habe, die Stelle hier bekommen habe, da habe ich gedacht, ja, das ist wie ein Sexer im Lotto.

01:15:03: Und ich finde das nach wie vor.

01:15:05: Also mir macht mein Job richtig viel Spaß.

01:15:07: Es ist jeden Tag so ein bisschen, dass ich denke, oh, es ist wie wenn du vom Zähner springst, du kannst die Technik an sich, du weißt, wie es geht.

01:15:14: Aber du weißt halt nie, was der Tag so bringt und wie das alles so ausgeht.

01:15:20: Und ja, das ist halt, also es ist ein ziemlich großes Abenteuer.

01:15:24: Aber es macht Spaß und vieles geht auch richtig gut.

01:15:29: Ich finde irgendwie, ich hätte noch mehr fragen, aber ich finde, das ist ein perfektes Ende.

01:15:33: Ich möchte das jetzt einfach so stehen lassen, weil das so schön positiv

01:15:38: ist.

01:15:38: Bei

01:15:39: vielen, was auch nicht so positiv vielleicht ist, was du erzählt hast.

01:15:43: Ich danke dir sehr und ich wünsche dir und deinen Schützlingen alles, alles Gute.

01:15:49: Vielen lieben Dank.

01:15:50: Wir

01:15:53: bedanken uns für die Unterstützung von Kultkietztouren.de, seit zwanzig Jahren Deutschlands bekannteste Anbieter von St.

01:15:58: Pauliführung.

01:15:59: Mit einer bunten Vielfalt außergewöhnlicher Guides, von der anerkannten St.

01:16:04: Pauli-Historikerin über Promis aus der Olivia Jones-Familie bis zur engagierten Sexworkerin.

01:16:09: Viele der Guides waren auch schon bei uns im Kietzmenschen-Podcast zu Gast.

01:16:13: Ein Best-of gibt's auf kultkietztouren.de-kietzmenschen.

01:16:17: Wenn ihr Lust habt, schaut doch mal bei Insta nach Kietzmenschen.

Über diesen Podcast

Von Rotlicht bis Blaulicht, von Glamour bis Gosse – jede Woche trifft die MOPO Menschen, die den Hamburger Kiez prägen. Sie nehmen uns mit in ihre Welt, plaudern offen über Persönliches und legendäre Geschichten. Diese Menschen sind es, die den weltweiten Ruf von St. Pauli ausmachen. Herzlich, persönlich, nah dran. Der Podcast erscheint begleitend zur Serie „Kiezmenschen“ in der Wochenendausgabe der Hamburger Morgenpost.

von und mit Hamburger Morgenpost

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